Die Eintracht rauscht in Topform in die 2. Liga

■ Nach dem 2:0 über Dortmund weigert sich Frankfurts Trainer Jörg Berger aufzugeben

Frankfurt (taz) – Oft wird er ein wenig belächelt, der „Red Adair“ der Bundesliga. Als „Feuerwehrmann“ für abstiegsbedrohte Mannschaften gilt Jörg Berger. Zumeist hören sich seine Ansagen beim Antritt seiner Missionen ein wenig selbstähnlich an. Man müsse dem Team wieder den Glauben an sich zurückgeben und Einsatz und Kampf müßten zunächst wieder stimmen, denn es handele sich ja um Abstiegskampf und nicht um Abstiegsspiel, sind seine bevorzugten Phrasen, mit denen er seit einem Jahrzehnt in Sachen Klassenerhalt tingelt.

Manchmal klappt es, manchmal aber auch nicht. Mitte April beginnen zumeist Bergers Arbeitseinsätze – in der folgenden Saison wird er dann meistens schnell gefeuert und muß wieder auf ein neues, verzweifeltes Team hoffen.

Was er jedoch seit gut drei Wochen in Frankfurt abliefert, kann sich sehen lassen. Das 2:0 der Eintracht über den Ex-Champion Borussia Dortmund ist bereits sein siebter Punkt in Folge – sein Vorgänger Reinhold Fanz schaffte in seiner vierteljährigen Amtszeit insgesamt gerade einmal sechs. Das taktische Verständnis, einen 2:0-Vorsprung souverän über die Zeit zu bringen, ist Bergers neueste Lektion – auch die hat sein Team offenbar schnell begriffen.

Von Spiel zu Spiel läßt sich ein neuer Fortschritt erkennen, der durch das Festhalten an einer Stammformation zementiert wird. In den ersten beiden Spielen war bei der demoralisierten Eintracht wieder eine große kämpferische Leistung zu erkennen. Das spielerische Moment ist seit Bergers drittem Spiel deutlich verbessert – gegen den HSV verspielte eine ununterbrochen anstürmende Eintracht jeinen 2:0-Vorsprung, in Bremen wurde es beim 2:1 noch knapp.

Gegen die Borussia gelang Jan Aage Fjörthoft in deren stärkster Phase vor der Pause die Führung, Thomas Sobotzik setzte gleich danach noch einen drauf – der überragende Libero Olaf Janßen bereitete jeweils vor. Danach war von der sich erneut abseits des heimischen Westfalenstadions in einem erbärmlichem Zustand präsentierenden Borussia nichts mehr zu sehen. „Wir haben es einmal mehr nicht geschafft, auswärts ein gutes Spiel abzuliefern“, lamentierte BVB-Coach Michael Skibbe. Die Eintracht versteht es mittlerweile, bei einem Vorsprung das Spiel in die Breite zu ziehen, den Ball in den eigenen Reihen sicher zirkulieren zu lassen – schnelle Ballverluste durch überhastete, kraftraubende Dauerangriffe hat Berger seinem Team ausgetrieben. Dennoch ergeben sich genügend Torchancen.

Im Waldstadion ist damit das Phänomen „Heimsieg“ und gute Stimmung zurückgekehrt. 50.000 feierten am Samstag den zweiten Sieg ihrer Mannschaft hintereinander enthusiastisch. „Das ist nicht normal, daß man in dieser Situation über 50.000 Zuschauer hat“, lobte Berger artig – zum ersten Mal feierten die Fans auch den Trainer, die Rufe nach dessen Vor-Vorgänger Horst Ehrmantraut sind verstummt.

Blöd eigentlich nur, daß die Konkurrenz gegen unmotivierte Gegner eben auch gewinnt. „Die anderen Mannschaften haben nicht mitgespielt“, muß Berger so erkennen. Drei Punkte und einige Tore fehlen der Eintracht so immer noch auf einen Nicht-Abstiegsplatz – bei zwei Spielen wohl etwas zuviel. Dem Frankfurter „Feuerwehrmann“ bleibt da nur, alles abzustreiten. Zum einen, daß der Abstieg der Eintracht besiegelt ist, und zum anderen, allein schon weiterer Berufsoptionen wegen, den Verdacht der Phraseologie: „Ich habe nie Durchhalteparolen ausgegeben, ich habe nur immer gesagt, daß erst am Schluß zusammengerechnet wird.“ KlausTeichmann

Eintracht Frankfurt: Nikolov – Janßen – Bindewald, Kutschera – Zampach (84. Brinkmann), Schur, Bernd Schneider, Sobotzik (90. Pisont), Weber – Yang, Fjörtoft (86. Hubtschek) Borussia Dortmund: Lehmann – Stevic – Baumann, Kohler – Rikken (62. Timm), Möller, Nerlinger (70. Hengen), Barbarez (78. Nijhuis), Dede – Herrlich, Chapuisat Zuschauer: 50 .000 Tore: 1:0 Fjörtoft (40.), 2:0 Sobotzik (49.)