Telekom muß noch länger warten

■ Gegen die Fusion Deutsche Telekom und Telecom Italia klagen die Ex-Verbündeten. Auch Olivetti kommt nicht weiter: Belegschaft und Anleger sind gegen eine Übernahme

Berlin/Rom (taz/dpa/rtr) – Diskrete Verhandlungen der Vorstände samt ihrer nadelbestreiften Aufsichtsräte, geheime Studien der beteiligten Investmentbanker und schließlich die überraschende Präsentation der Firmenehe – so stellt sich der Laie eine branchenverändernde Fusion wie die des deutschen mit dem italienischen Telefonriesen vor. Immerhin soll die größte Telefongesellschaft Europas entstehen. Doch gerade das Gegenteil spielt sich im Fall des projektierten Aktientausches zwischen der Deutschen Telekom und der Telecom Italia (TI) ab. Hier herrscht ein munteres öffentliches Hin und Her in den Medien und den beteiligten Gremien.

Seit Mitte April ist die Absicht der beiden ehemaligen Staatsmonopolisten bekannt. Doch ihrem Ziel eines gemeinsamen Unternehmens sind die beiden kaum nähergerückt. Die italienische Regierung äußert Bedenken gegen eine Übernahme durch die Deutschen, die Lage bei den restlichen Aktionären ist verworren. Und am Freitag abend hat die Telekom die Quittung für die Brüskierung ihrer bisherigen Partner in Italien, der France Telecom und des italienischen Energieriesen Enel, erhalten: Die beiden Konzerne wollten rechtlich gegen die Fusion vorgehen, hieß es in einer Erklärung in Rom. Sie hatten zusammen mit der Telekom die Telefonfirma Wind gegründet. Die sollte der TI Kunden in Italien abspenstig machen. Davon kann nach einem Kauf der TI durch die Telekom natürlich keine Rede mehr sein.

Die Wind-Partner sehen nun die Wettbewerbsregeln verletzt – und eine drakonische Vertragsstrafe für die Telekom am Horizont: In dem Kooperationsvertrag findet sich laut Enel und France Telecom ein Passus, der Verhandlungen mit Konkurrenzunternehmen ausschließt. Die Telekom hofft laut einem Sprecher, die Differenzen ohne Rechtsstreit beilegen zu können. Über die Eskalation sei man nicht glücklich, hieß es.

Der einzige Trost in diesem Fall für die deutschen Telefonmanager dürften die Schwierigkeiten ihres Konkurrenten Olivetti sein. Der will ebenfalls die Telecom Italia kaufen, stößt jedoch auf erbitterten Widerstand des TI-Vorstands und eine gespaltene Haltung der größeren Aktionäre. Die TI-Aktionäre haben noch bis zum 21. Mai Zeit, auf das Olivetti-Kaufangebot zu reagieren. Bisher haben jedoch erst 1,28 Prozent der Aktionäre die Offerte angenommen.

Am Freitag versuchten bei einem Treffen in Rom Olivetti-Manager, den Repräsentanten der Belegschaft ihre Ängste vor Massenentlassungen zu nehmen. Schließlich will Olivetti die Profite hochtreiben und 13.000 Stellen streichen. Die TI-Belegschaft ist davon naturgemäß nicht begeistert und hat ihre Haltung auch durch die Gespräche am Freitag nicht geändert. Weil die Beschäftigten auch Aktien ihres Unternehmens halten, käme es für Olivetti angesichts der unentschlosenen Haltung vieler anderer Anteilseigner auch auf Zustimmung der Belegschaft an.

Gedroht hat potentiellen Übernahmekandidaten auch die mächtige Gruppe der Anlagefonds. Sie halten spezielle TI-“Sparaktien“ von vielen mehr oder weniger kleinen Sparern aus dem In- und Ausland. Nach Meinung der Fonds kann eine Fusion mit wem auch immer nicht ohne ihre Zustimmung erfolgen. Im Detail äußerten sie sich nicht zum Angebot der DeutschenTelekom, wohl aber gegen eine Verschmelzung der TI mit Olivetti. Die Lage rund um die TI bleibt also weiter verworren wie ein Teller Spaghetti. rem

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