Nicht essen, trotzdem bezahlen

■ Brüssel zieht Kompromiß zurück: Keine Kennzeichnung von US-Hormonfleisch. Handelskrieg droht trotzdem

Brüssel (taz) – Im Streit um den EU-Einfuhrstopp für hormonbehandeltes Rindfleisch aus den USA und Kanada bleibt die Brüsseler EU-Kommission hart. Gegen das Einfuhrverbot will die USA deshalb Handelssanktionen in Höhe von 202 Millionen Dollar bei der Welthandelsorganisation (WTO) durchsetzen. Einen Kompromißvorschlag, der eine Einfuhr bei einer Kennzeichnung von US-Hormonfleisch für den europäischen Markt vorsah, zog die EU-Kommission zurück, erklärte ein Sprecher gestern in Brüssel.

EU-Agrarkommissar Franz Fischler zeigte sich von der amerikanischen Haltung „enttäuscht“. Die EU-Kommission habe den Amerikanern einen „sehr detaillierten, wissenschaftlichen Bericht zugesandt, der Zweifel an der Sicherheit der eingesetzten Wachstumshormone aufkommen läßt“. Die WTO hatte die EU zum Nachweis von Gesundheitsschäden beim Verzehr von US-Hormonfleisch aufgefordert. Kurz vor Ablauf der Frist am vergangenen Wochenende hatte der zuständige EU-Veterinärausschuß den verlangten Bericht vorgelegt. Dem zufolge kann der Verzehr von Hormonfleisch die Gesundheit von Kindern gefährden. An der Untersuchung waren auch US-Wissenschaftler beteiligt. Dennoch stellten Europaabgeordnete bereits mehrfach fest, daß andere US-Studien Gesundheitsgefahren beim Verzehr von Hormonfleisch ausschlössen.

Damit aus dieser Patt-Situation keine massive Handelsblockade zwischen den USA und der EU resultiert, sind die Europäer offenbar zur Zahlung von Strafgeldern bereit, jedoch nicht in der von der US-Regierung geforderten Höhe. Fischler erklärte die Höhe der vorgeschlagenen Sanktionen in Höhe von 202 Millionen US-Dollar sei „mehr als das Doppelte, als die Vereinigten Staaten früher selbst verlangten“. Die USA werde sich im Rechtsstreit gegen die EU bei der WTO wiederfinden, so der Kommissar gestern abschließend. Peter Sennekamp