Kopflose Oper

■ Albin Hänseroth gibt zum Jahresende vorzeitig seine Intendanz ab

Die Entscheidung kam schnell, aber nicht unerwartet: Albin Hänseroth gibt zur Milleniumswende die Intendanz der Hamburgischen Staatsoper ab. Die Planungen bis 2002 will er zwar noch leisten, deren Realisierung aber seinem eventuellen Nachfolger sowie dem bleibenden Generalmusikdirektor Ingo Metzmacher überlassen. Bestenfalls als künstlerischer Berater, sagt Hänseroth, stehe er dem Haus danach noch zur Verfügung.

Der Rückzug des erfolgreichen Impresario ist das Resultat unerträglicher Sparzwänge. Als Hänseroth, der sich in Barcelona fürs hochkarätige Parkett der Opernszene profilierte, im August 97 in Hamburg begann, hoffte er auf eine Konsilidierung des Etats. Doch schon in den ersten zwei Spielzeiten wurden ihm 3,6 Millionen Mark gestrichen. Zudem deckelt der Senat die Opernförderung bis 2003. Die jüngsten Verhandlungen mit Kultursenatorin Christina Weiss, in denen Bürgermeister Ortwin Runde zu vermitteln suchte, scheiterten: Von Senatsseite aus war man nicht zur schriftlichen Zusage von Geldern bereit. Hänseroth sieht so „keine Möglichkeit, meine Arbeit ohne entscheidenden Qualitätsverlust weiterzuführen“.

Sein Argument mag, da überall in der Kultur die Sparzange angesetzt wird, abgedroschen klingen. Hinzu kommt, daß Hänseroth bereits ein lukratives Angebot erhielt, die Geschäftsleitung der Kölner Philharmonie zu übernehmen. Hat da jemand einfach nur keine Lust mehr auf Kulturkampf? Aber die Gründe liegen wohl tiefer. Verbissen versuchte Hänseroth bis zum Schluß, sein Minimum an Forderungen durchzusetzen. Man versprach ihm aber noch nicht einmal den Spatz in der Hand. Wenn Hamburg jetzt bedauert, den Mann zu verlieren, muß es sich an die eigene Nase fassen: Kann es sich die reiche Patrizierstadt leisten, einen ihrer renommiertesten Kulturbetriebe kopflos zu belassen? giso