Eine US-Milliarde für den Standort Deutschland

■ General-Motors-Tochter Opel investiert in ein neues Autowerk in Rüsselsheim. Auswirkungen auf Stellen unklar, die Zahl der Beschäftigten in der Produktion sinkt

Rüsselsheim (taz) – Das US-Unternehmen General Motors (GM) setzt auf den Standort Deutschland. In Rüsselsheim Germany wird die 100prozentige GM-Tochter Opel etwa eine Milliarde Mark investieren: in den Bau eines „auf neuesten Technologien basierenden“ Automobilwerkes. Das verkündete Opel-Vorstandsboß Robert W. Hendry gestern in Rüsselsheim. Der Gründungsstandort des Unternehmens werde schrittweise komplett erneuert und damit die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens gesichert, sagte Hendry weiter.

Das neue Werk auf dem Opel- Gelände in Rüsselsheim soll parallel zur laufenden Fertigung der Modelle Vectra und Omega in drei Jahren fertiggestellt sein und allein 820 Millionen Mark kosten. In drei Schichten sollen ab dem Jahr 2002 jährlich 270.000 Fahrzeuge aus den Hallen rollen. Auch eine neue Lackiererei wird gebaut. Außerdem soll ein „Lieferantenpark“ entstehen, der die Einführung „modernster Arbeitssysteme“ ermögliche, verkündete der Rüsselsheimer Opel-Werksdirektor Michael Wolf.

Modernste Arbeitssysteme? Für Wolf im Zusammenhang mit dem „Lieferantenpark“ etwa die „taktgenaue Anlieferung von Teilen an das Fließband“; und der Einsatz von „intelligenten Fehlervermeidungssystemen“ im Produktionsprozeß. „Wir wollen nicht weniger als die bestmögliche Gestaltung der neuen Arbeitsplätze, höchste Produktqualität und eine überzeugende Produktivität“, sagte Wolf.

Noch ist offen, ob die nach dem Vorbild der prosperierenden Opel-Werke in Eisenach zu errichtende neue Fabrik in Rüsselsheim auch zusätzliche Arbeitsplätze schafft. Veraltete Produktionsanlagen in Rüsselsheim sollen nämlich im Gegenzug stillgelegt werden.

Welche Anlagen genau, war gestern nicht zu erfahren. Opel-Boß Hendry sprach davon, daß alle bestehenden Produktionsanlagen in Rüsselsheim vorerst (!) weiter genutzt würden. Laut Betriebsrat Rudi Müller werden nach Fertigstellung der neuen Fabrik nur noch 6.000 statt bisher 10.000 Menschen in der Produktion tätig sein. Opel sei aber auf jeden Fall der erste Automobilhersteller in Deutschland, der ein neues Werk mit allen Anlagen und Einrichtungen auf einem bestehenden Industriegelände realisiere; ohne zusätzlichen Flächenverbrauch, so Vorstandschef Hendry. Klaus-Peter Klingelschmitt