Stromriesen schalten den Fernseher ab

Nach dem Verkauf von Otelo veräußern RWE und Veba jetzt Fernsehkabelnetz an die Deutsche Bank. Die hat damit den ersehnten Einstieg ins Kabelnetz. Mehr als 1.000 Stellen werden bei Otelo abgebaut    ■ Von Jens Uehlecke

Berlin (taz) – Die Energieversorger RWE und Veba haben sich mit Telecolumbus von einem weiteren Teil ihrer Telekommunikationssparte getrennt. Wie die beiden Unternehmen gestern mitteilten, übernimmt das Deutsche-Bank-Unternehmen DB Investor die Kabelnetz-Tochter für 1,45 Milliarden Mark. Veba-Sprecher Josef Melles sagte gestern in Düsseldorf, durch den Verkauf hätten RWE und Veba „eine beachtliche Wertsteigerung realisiert“. In Zukunft wollten sich die beiden Unternehmen stärker auf ihre Mobilfunkbeteiligungen, etwa bei e-plus, konzentrieren.

Der Verkauf von Telecolumbus, mit 1,7 Millionen Kunden zweitgrößter Kabelnetzbetreiber in Deutschland, gilt als erster einer ganzen Reihe von Kabelnetzverkäufen. Seit Wochen wird etwa darüber spekuliert, wer den Zuschlag für das Kabelnetz der Deutschen Telekom bekommen wird, von dem sich der rosa Riese auf Druck von EU-Wettbewerbshüter Karel van Miert trennen muß. Auch dafür erwägt die Deutsche Bank nach Medienberichten in Allianz mit Software-Gigant Microsoft und Medienkonzern Bertelsmann ein Angebot abzugeben (siehe taz vom 21. Mai).

Der Wettbewerb um die Fernsehnetze wird immer heftiger. Die breitbandigen Kabel gelten als Datenautobahn von morgen und damit als Vertriebsweg für zahlreiche Multimedia-Angebote wie etwa superschnelle Internetzugänge, Internetfernsehen oder elektronische Bücher.

Die Deutsche Bank plant, die erworbenen Telecolumbus-Leitungen mit weiteren Teilen des deutschen Kabelnetzes zusammenzuführen und zu modernisieren, so gestern ihr Pressesprecher Roland Weichert. Auch einzelne Bereiche des Telekom-Fernsehkabels kämen dafür in Frage. „Wir treten aber nur als Finanzinvestor auf“, sagte Weichert weiter, „vermarkten werden wir das Netz zusammen mit einem industriellen Konsortium.“ Wer daran beteiligt sein werde, sei aber noch ungewiß. Perspektivisch plane die Deutsche Bank, das Netz in drei bis fünf Jahren weiterzuverkaufen.

Vor dem Verkauf des Kabelnetzes hatten RWE und Veba bereits im April angekündigt, ihre Festnetz-Telefongesellschaft Otelo für 2,25 Milliarden Mark an den Konkurrenten Mannesmann Arcor zu verkaufen. „Wir haben unsere selbstgesteckten Ziele nicht erreicht“, sagte Veba-Sprecher Weichert gestern. Für Veba habe sich das Telekommunikations-Engagement aber trotzdem gelohnt. Den Investionen von rund 6,9 Milliarden Mark stünden mittlerweile Erlöse von 7 Milliarden Mark und mehrere Milliarden als stille Reserven in Form von Mobilfunkbeteiligungen gegenüber.

Mannesmann Arcor plant jetzt, Otelo durch straffe Rationalisierungsmaßnahmen zu sanieren. Arcor-Chef Harald Stöber kündigte gestern auf einer Pressekonferenz in Köln an, mehr als 1.000 Arbeitsplätze bei Otelo zu streichen. Bis zum Jahr 2001 will Stöber mit Otelo schwarze Zahlen schreiben, für 1999 erwartet er für Arcor und die neue Tochter gemeinsam einen Umsatz von 3 Milliarden Mark. Durch die Übernahme hat Arcor nach Einschätzung vieler Analysten seine Stellung als wichtigster inländischer Telekom-Herausforderer gesichert.