Wo stecken Suhartos Milliarden?

■ Publikumswirksam will Indonesiens Präsident Habibie in Europa nach dem Vermögen seines Vorgängers Suharto suchen lassen

Jakarta (taz) – Im politischen Theater um das sagenhafte Suharto-Vermögen hat ein neuer Akt begonnen: Ein hochrangiges Team indonesischer Politiker und Juristen will an diesem Wochenende nach Europa reisen, um nach dem Geld des Ex-Präsidenten zu fahnden.

Denn irgendwo in Österreich könnten, wenn das amerikanische Magazin Time nicht irrt, rund neun Milliarden US-Dollar der früheren ersten Familie versteckt liegen. Diese seien kurz nach dem Rücktritt Suhartos im vergangenen Jahr aus der Schweiz in das „sicherere“ Nachbarland transferiert worden.

Der 77jährige Ex-Staatschef bestreitet dies. Er stellte Generalstaatsanwalt Andi Ghalib eine Vollmacht aus, im Ausland nach Konten auf seinen Namen zu suchen. Falls er etwas findet, sagte Suharto, dürfe er es für die indonesische Staatskasse behalten.

Als das Magazin mit dem Titel „Suharto AG“ in der vergangenen Woche erschien, schlug dies wie eine Bombe in Jakarta ein. Die gesamte Ausgabe war sofort ausverkauft. Doch an den Straßenkreuzungen boten die Straßenjungen die Artikel als Fotokopien an.

Time behauptet, der Suharto-Clan verfüge über Reichtümer von rund 15 Milliarden US-Dollar: in Stiftungen, Unternehmensbeteiligungen, Ländereien und auf Banken im In- und Ausland. In Ost-Timor sollen die Suhartos 40 Prozent des Bodens besitzen.

Viele Indonesier glauben, daß der Nachfolger Suhartos, Regierungschef B. J. Habibie, mit dem Clan unter einer Decke steckt. Im Kabinett sitzen viele Politiker, die unter dem alten Regime reich geworden sind. Und als Habibie vor acht Monaten – auf Druck der Öffentlichkeit – anordnete, daß der Generalstaatsanwalt nach dem Vermögen Suhartos fahnden solle, geschah wenig.

„Suharto lügt nicht“, sagte Habibie vor wenigen Tagen zum großen Erstaunen der Öffentlichkeit. Und dann fügte er lächelnd hinzu: „Aber er sagt nicht alles.“ Die öffentliche Empörung zwang Habibie zu der publikumswirksamen Geste, den Generalstaatsanwalt und den Justizminister nach Österreich und in die Schweiz zu schikken. Dort sind die Behörden verblüfft. Bankenvertreter in beiden Ländern bestreiten, von den Suharto-Geldern etwas zu wissen, Die Schweizer Regierung versichterte gestern aber, den Ermittlern zur Verfügung zu stehen.

Daß das Suharto-Geld jemals aufgespürt wird, bezweifeln viele. Sie verweisen auf trübe Erfahrungen mit einem anderen Diktatorenschatz, dem des philippinischen Marcos-Clans. Suharto will Time verklagen, falls das Magazin seine Behauptungen nicht beweisen kann. Die von ihm gesetzte Frist lief gestern ab. Jutta Lietsch