Auf du und du mit Gewalt
: Hausverbot für prügelnde Ehemänner

■ Täter sollen bis zu sieben Tage aus eigener Wohnung ausgesperrt werden

Hannover. Das geplante befristete Hausverbot für prügelnde Ehemänner wäre nach Expertenmeinung ein gutes Instrument für die Polizei bei gewalttätigen Beziehungskonflikten. „Es ist wichtig, weil die Reaktion des Staates sofort auf die Tat folgen würde“, sagte Hannovers Polizeipräsident Hans-Dieter Klosa jetzt. „In der Arbeit leiden die Beamten häufig darunter, daß sie bislang zu wenige Instrumente haben, die sich sofort und unmittelbar gegen den gewalttätigen Ehemann richten.“ Bis ein Strafverfahren greife, vergehe oft zuviel Zeit. Die Bundesregierung plant eine Gesetzesänderung, nach der der Polizei erlaubt werden soll, bei Übergriffen auf die Ehefrauen Männern bis zu sieben Tagen den Zutritt zur eigenen Wohnung zu verwehren.

Klosa befürchtet, daß es dafür möglicherweise auch einer Verfassungsänderung bedarf. „Die Polizei kann zwar jetzt auch schon Platzverweise aussprechen und diese bei Nichtbefolgen mit mehrtägigem Gewahrsam durchsetzen. In der eigenen Wohnung gilt dies aber bislang wegen der im Grundgesetz garantierten Unverletzlichkeit der Wohnung nicht.“ Gegen ein Hausverbot könnten die Betroffenen Beschwerde beim Verwaltungsgericht einlegen. „Ich denke, die meisten Ehemänner würden eine solche Entscheidung hinnehmen.“

Schon seit mehreren Jahren geht die Polizei in Hannover im Kampf gegen die Gewalt in der Familie spezielle Wege. „Wir versuchen, mehr zu tun als nur hinfahren.“ Werden Beamte zu Streitigkeiten gerufen, wird der Fall immer detailliert dokumentiert und an die polizeilichen Sozialarbeiter weitergegeben. Diese suchen unmittelbar den Kontakt zu Opfern und Tätern. Der Frau werden Hilfsangebote unterbreitet. In Absprache mit der Staatsanwaltschaft wird auf eine Strafverfolgung des Ehemannes solange verzichtet, wie dieser sich zu einem Täter-Opfer-Ausgleich oder einer Therapie bereit erklärt. Klosa: „Mehr als 1.000 Fälle von Gewalt in der Familie sind 1998 so bearbeitet worden. 615 Opfer und Täter wurden von unseren Sozialarbeitern erreicht.“

Den Erfahrungen der Polizei zufolge spielt Alkohol bei den teilweise äußerst brutalen Übergriffen eine große Rolle. „Wir müssen viele gewalttätige Ehemänner zur Ausnüchterung mitnehmen. Sie werden nach sechs bis acht Stunden wieder auf freien Fuß gesetzt.“ Es komme aber auch vor, daß die Ehemänner sehr hinterhältig vorgehen: „Einige mißhandeln ihre Ehefrauen so, daß keine Spuren zu sehen sind.“ Nach wissenschaftlichen Untersuchungen ist das Risiko für Frauen, innerhalb der Familie Opfer von Gewalttätigkeiten zu werden, zwölfmal so hoch wie außerhalb, sagte Klosa. jetzt. dpa