Das Portrait
: Der Weltbürger von Kosice

■ Rudolf Schuster

Der erste frei vom Volk gewählte Präsident der Slowakei hat mit seiner kommunistischen Vergangenheit keine Probleme. Am Samstag wurde der 65jährige Karpatendeutsche Rudolf Schuster im 2. Wahlgang mit 57,18 Prozent gegen Ex-Premier Vladimir Meciar (42,82 Prozent) zum Staatsoberhaupt gewählt. Damit haben seine Karriere weder der Prager Frühling noch die „samtene Revolution“ ernsthaft erschüttern können.

Rudolf Schuster gilt als Erfolgsmensch. Von 1964 bis 1990 war er Mitglied der Kommunistischen Partei. Nach der Wende wurde er von Präsident Václav Havel als Botschafter nach Kanada entsandt. Die Machthaber der noch jungen Slowakei holten ihn allerdings 1992 per Gesetz, das ehemaligen Funktionären hohe Posten im neuem Land verwehrte, wieder zurück. Schuster wandte sich erneut der Kommunalpolitik zu. Wie bereits von 1983 bis 1986 wurde er Oberbürgermeister der ostslowakischen Stadt Koice und wandelte die häßliche Industriemetropole in eine Vorzeigestadt um. Im vergangenen Jahr gründete er die Partei der bürgerlichen Verständigung (SOP) und meldete sich zur entscheidenden Parlamentswahl gegen die von Meciar geführten Bewegung für eine demokratische Slowakei (HZDS) auf der politischen Bühne zurück.

Viele Slowaken nennen ihren Präsidenten einen schlauen Fuchs, doch es steckt mehr als nur List hinter seinem Erfolg. Der Bauingenieur arbeitete sich bis 1974 zum Leiter des Büros des Betriebsdirektors der Ostslowakischen Eisenhüttenwerke in Koice hoch, ehe er seine politische Laufbahn startete. Er schrieb zwölf Bücher. An seiner Brust heften die „Orden der Arbeit“ und der „Toleranzorden“ der Stadt Wuppertal.

Schuster, verheiratet, zwei Kinder und zwei Enkelkinder, ist als Angehöriger einer nationalen Minderheit zutiefst seiner Heimat verbunden und gleichzeitig ein weltoffener Mensch. Er spricht neben Slowakisch und Tschechisch auch Deutsch, Ungarisch, Russisch und Englisch.

Der Mann wisse, so sagen Beobachter, wo sich sein kleines Land befindet: An der Grenze zur Ukraine und mitten in Europa. Im Gegensatz zu Meciar will Schuster die Slowakei nach Europa zurückbringen und sie zum Mitglied von EU und Nato machen – auch wenn weite Teile der Bevölkerung diesem Vorhaben skeptisch gegenüberstehen. Elke Hagenau