Care-Mitarbeiter verurteilt

■ Lange Haftstrafen wegen „Spionage“. Mandela setzt sich für die zwei Australier ein

Belgrad/ Sydney/ Johannesburg (AFP) – Wegen angeblicher Spionage im Kosovo-Krieg sind drei Mitarbeiter der Hilfsorganisation Care, unter ihnen zwei Australier, von einem Militärgericht in Belgrad zu langen Haftstrafen verurteilt worden.

Die Australier Steve Pratt und Peter Wallace erhielten am Samstag Gefängnisstrafen von zwölf beziehungsweise vier Jahren, wie ein AFP-Reporter berichtete, der vor Ort war. Ihr jugoslawischer Kollege Branko Jelen wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt.

Den Männern wurde vorgeworfen, im Auftrag der Nato Informationen über Bewegungen der jugoslawischen Armee und der serbischen Polizei gesammelt zu haben. Pratt und Wallace waren eine Woche nach Beginn der Nato-Angriffe auf Jugoslawien Ende März an der Grenze zwischen Serbien und Kroation festgenommen worden. Die australische Regierung reagierte empört auf die Verurteilung. Die Anwälte wollten offenbar Berufung einlegen. Der am Mittwoch eröffnete Prozeß fand unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt.

Der staatliche jugoslawische Fernsehsender RTS hatte Mitte April Bilder von einem Verhör des 49jährigen Pratt gezeigt und berichtet, der jugoslawische Geheimdienst habe ein von Pratt geleitetes Agentennetz aufgedeckt. Weiter zeigte das Fernsehen damals einen Ausschnitt, in dem Pratt gestand, er habe unter dem Deckmantel der Hilfsorganisation Spionage betrieben und sich dabei auf das Kosovo und die Auswirkungen der Nato-Bombenangriffe konzentriert. Der Chef von Care in den USA, Peter Bell, hatte daraufhin die Unschuld Pratts beteuert und erklärt, das Geständnis sei offenbar erzwungen worden.

Unterdessen setzt sich Südafrikas Präsident Nelson Mandela für die Freilassung der Care-Mitarbeiter ein. Wie ein Sprecher Mandelas am Sonntag in Johannesburg mitteilte, ist der Präsident zuversichtlich, daß die beiden freikommen, obwohl seine Telefonate mit der russischen und jugoslawischen Führung Anfang des Monats nicht gefruchtet hätten.