Hippen für die Gesundheit

■ Am Waller Schulzentrum ertanzten SchülerInnen und Pauker über 2.000 Mark – um Schule schöner zu machen / Auch Brüssel sponsort das Bremer Engagement

Michael Jacksons History-Hit „Scream“ hallt schon über den Schulhof des Schulzentrums Walle. Schülermassen stauen sich vorm Theaterhörsaal bis nach draußen. Wo SchülerInnen normalerweise Theater spielen, imitiert die 17jährige Vermeil Kreutzer gerade Michael Jackson, 200 SchülerInnen brechen in begeisterte Bravo- und Zugaberufe aus. Dann springen andere auf und betreten zuckend die Tanzfläche. Erst am Abend dieses langen Tanztages, mit dem SchülerInnen Geld für ihre Schule sammeln, wird sich herausstellen, daß die Gymnasiastin Vermeil einen Rekord aufgestellt hat: Allein ihre 45 „Sponsoren“ aus dem Freundes- und Familienkreis, die pro Stunde Tanz ein paar Mark versprochen hatten, spendeten über 240 Mark. Vermeil hielt immerhin acht Stunden durch. Das Geld soll in die Verschönerung der Schule und in die Verbesserung des Unterrichts fließen. Insgesamt ertanzten die Schüler und Schülerinnen am SZ Walle gestern über 2.200 Mark.

Zwölf Stunden lang stand zuvor alles, was an Musik und Rythmus Spaß macht, auf dem Programm: Free Style, Techno, Hiphop und Standardtänze. „Schule soll keine Paukfabrik sein, sondern eine Schule zum Wohlfühlen“, sagt Lehrerin Barbara Larisch. Die stellvertretende Schulleiterin hat mitgeholfen, Gelder aus Europa einzuwerben. Seit einem Jahr fließen jährlich 3.000 Euro aus Brüssel nach Bremen, damit die Schule eine „gesundheitsfreundliche Schule“ wird. Das Waller Schulzentrum ist, so gesehen, eine Bremer Vorzeigeschule. Außer Walle fördert „Europa“ noch Schulen in Groningen, Warschau und Prag. Das jetzt zusätzlich gesammelte Geld soll auch helfen, den Austausch zwischen den Schulen zu ermöglichen. Außerdem wollen die WallerInnen ihre Erlöse in die Verschönerung der Pausenhalle stecken. Zum „Gesund-Programm“ gehört ein Fitnessraum, ganz modern mit Butterflygerät und Gehmaschine und anderen Muskeltrainern ausgestattet. „Damit die Schüler in den Freistunden nicht nur rumhängen“, ist die Hoffnung.

„Wir freuen uns über die Förderung aus Europa“, sagt Larisch. „Seit etwa 25 Jahren wurde hier nicht renoviert.“ Das Geld aus Europa bedeute hier auch Anerkennung – und mit der wächst die Bereitschaft, sich noch mehr zu engagieren. Aber bei den LehrerInnen herrscht darüber nicht nur Freude – sondern bisweilen auch Frust. „Wir sind müde davon, in ewiger Eigenleistung und Sponsoring jeden Fitzel an der Schule selbst zu finanzieren“, sagt Barbara Larisch mit Blick auf die Geldknappheit der Bildungsbehörde.

Doch von der Müdigkeit der LehrerInnen war gestern wenig zu spüren. Beim Tanzmarathon hotteten auch sechs PaukerInnen. Wie alle anderen haben sie in den vergangenen drei Wochen in ihren Familien und ihrem Freundes- und Bekanntenkreis nach Sponsoren gesucht, die sie für jede Stunde bezahlen. Barbara Larisch wird von den Apotheker- und Arzthelferinnenazubis gesponsert. „Ich habe mich über jede Zusage gefreut“, sagt sie. „Wenn jede Schülerin 20 Pfenning gibt, kommt doch eine Menge zusammen.“

Eine Menge, deren erster Teil am Montag ausgegeben werden soll. Dann beginnt die Projektwoche. Und wieder einmal ist die Verschönerung der Schule angesagt: Die Cafete und Klassenräume müssen renoviert werden. „Es wäre auch schön, wenn die Schüler, die Toilettentür hinter sich verschließen könnten“, sagt Barbara Larisch. Ein Lehrer habe bereits Holz für neue Bänke zugeschnitten – das müsse bezahlt werden. C. Kober