Gegen Innenstadtring

■ Die Bewohner der Habersaathstraße in Mitte fürchten Verkehrskollaps und Lärm

Die Anwohner waren wenig begeistert: „Ein Stück aus dem Tollhaus“, fand einer, und eine Frau fragte fassungslos: „Wo bleiben denn da die Rechte der Mieter?“ Anlaß für die Empörung war die überraschende Änderung des Flächennutzungsplanes zur Schließung des Innenstadtrings, die auch die Anwohner der Habersaathstraße in Mitte direkt betrifft. Über 70 Mieter waren deshalb der Einladung zur Bürgerversammlung der bündnisgrünen Fraktion im Abgeordnetenhaus gefolgt.

Die kürzlich vom Senat beschlossene neue Trassenführung durch ein dichtbesiedeltes und bisher ruhiges Wohngebiet würde bedeuten, daß die Habersaathstraße, bisher eine normale Wohnstraße, zur vierspurigen Straßenschneise ausgebaut wird. Sie müßte laut internen Berechnungen der Senatsverkehrsverwaltung 28.000 Fahrzeuge pro Tag aufnehmen.

Der Invalidenpark würde zur verkehrsumtobten Insel und so schwer erreichbar wie auch die Kita in der Habersaathstraße. Die Planung würde auch den Bau neuer Straßen und Baumfällungen nach sich ziehen. Hinzu kommt, daß die geplante Verlängerung der Habersaathstraße mitten durch einen denkmalgeschützten Gewerbekomplex führen würde. Der Abriß des Gebäudes hätte auch die Verdrängung von 87 klein- und mittelständischen Betrieben zur Folge.

Angesichts der Tatsache, daß Lärmschutz nur für Neubau, aber nicht für Bestandsbauten gewährleistet werden muß, bot ein Mieter Verkehrssenator Klemann (CDU) und Stadtentwicklungssenator Strieder (SPD) an, ein Jahr lang in seine Wohnung einzuziehen – „zum Probewohnen“. Einfach hinnehmen wollen die Anwohner die Planung nicht und ließen sich von einem Vertreter der „BI Westtangente“ Tips zum Bürgerprotest geben – zum Beispiel, den Wahlkampf zu nutzen. Ulrike Steglich