„Liebe taz...“ Kritik gründlich mißverstanden –Betr.: Leserbrief von Wieland von Hodenberg, taz Bremen v. 2. Juni

Was ist der Ausgangspunkt der Kriege im ehemaligen Jugoslawien? Es ist die Wandlung einer ehemals sozialistischen Republik zu einem rassistischen, expansionistischen Regime. Hat W. v. Hodenberg sich eigentlich einmal die Frage gestellt, wie dieser politische „Betriebsunfall“, der in der Geschichte nicht einmalig ist, möglich war?

Das hat er natürlich nicht. Denn damit würde er die Grundlagen seiner eigenen Politik in Frage stellen, eine Politik, die schon immer nur ein taktisches Verhältnis zu den Menschenrechten beinhaltete. Die Geschichte der Partei derer von und zu Hodenberg belegt dieses eindeutig: Jeden Krieg der realsozialistischen Staatengemeinschaft hat sie gerechtfertigt: den Einmarsch in der CSSR genauso wie den Krieg in Afghanistan und die Massaker auf dem „Platz des himmlischen Friedens“. Kein Wunder, schließlich hat diese Partei, als wir noch Unterschriften für den Krefelder Appell sammelten, in der Bundesrepublik eine viertausend Mann starke Bürgerkriegstruppe aufgebaut. Das gleiche gilt übrigens auch für die Umweltpolitik. Man denke an die AKWs, die unter der führenden Rolle der Partei der Arbeiterklasse plötzlich ungefährlich geworden waren.

In dieser Logik steht auch das aktuelle Verhalten. Als ihr postkommunistischer Parteifreund Milosevic das unbewaffnete multireligiöse, multiethnische und multikulturelle Bosnien überfiel, hatten die vermeintlichen Friedenskämpfer von PDS und DKP Sendepause. Zu den Massakern und deren Ursachen haben sie politisch geschwiegen. Als Rugowa eine pazifistische Bewegung gegen das serbische Apartheitsystem anführte, hatte sie Sendepause. Erst mit dem Eingreifen der NATO stimmte das politische Weltbild wieder, ab da waren auch sie für den Frieden.

Andere haben sich engagiert, haben humanitäre Hilfe zugunsten der von serbischen Rassisten vertriebenen und geschändeten Menschen organisiert – wie Marie Beck. Die „Brücke der Hoffnung“ ist unter anderem ihr Werk. V. Hodenberg und Co. können mit humanitären Aktionen nichts anfangen, weil ihnen ihre eigene Doppelmoral an solchen Stelllen bewußt werden muß. Sie gehen dabei offensichtlich so weit, daß sie eine kulturelle Veranstaltung, die einzig und allein den Zweck hat, Geld für humanitäre Hilfsleistungen zu sammeln, stören wollen. Damit dokumentieren sie, daß ihnen die Opfer egal sind.

Um Mißverständnissen vorzubeugen: Der Krieg hat sich längst von seinen Ausgangsbedingungen entfernt, die Rolle der NATO hat sich verändert. Unter anderem deswegen gehören die Bombenangriffe gestoppt. Aber auch eine solche Forderung ist vor dem Hintergrund der rassistischen Völkermordaktionen der serbischen Sozialisten nicht widerspruchsfrei. Helmut Zachau