Ein Konzernchef, der viele Gespräche hat

■ Springer wollte vom Verlag zum Medienkonzern werden. Bisher wurde nichts draus

Im letzten Jahr saß August Fischer auch schon so da. Nun liest der Springer-Chef wieder mit tonloser Stimme die Zahlen vor, die für ihn doch so erfreulich sind: Der Jahresüberschuß zeigt weiterhin steil nach oben (wuchs um fast ein Drittel auf 276 Millionen Mark), der Umsatz brummt (plus 7 Prozent auf 4,8 Milliarden) und die Kriegskasse ist rappelvoll. Aber nur wenn Fischers Rede auf den Markt in England zu sprechen kommt („wichtiger Platz“) oder auf Rupert Murdoch, huscht ein Blitzen über sein Gesicht. Bei Murdoch in England war der Manager einst. Nun ist er seit eineinhalb Jahren Chef des zweitgrößten deutschen Pressekonzerns. Doch seitdem ist bei Springer nicht soviel los, abgesehen natürlich von den Rekordergebnissen.

Dabei hatte der Konzernchef vor einem Jahr immerhin einen ehrgeizigen Plan angekündigt: den Springer-Verlag vom nationalen Printhaus zum „internationalen Medienunternehmen“ zu machen – im nun abgelaufenen Geschäftsjahr würde man bereits einiges erleben. Nun wiederholt Fischer die Ankündigung nur und fügt an, daß diesbezüglich der „point of no return“ überschritten sei. Doch wenn Fischer und seine Vorstandskollegen die Früchte der Bemühungen vorzeigen, die zwei großen Achillesfersen der Springer AG zu beseitigen, werden ihre Gesichter bescheiden: „Das ist ein langer Weg“, heißt es dann, oder, daß man sich „orientieren“ müsse.

Einerseits leidet der Konzern darunter, daß er nur auf dem deutschen Markt eine Nummer ist, andererseits darunter, daß elektronische Medien für ihn bislang marginale Bedeutung haben. Internationalität und Multimedialität brauche man aber, um im Zukunftsmarkt Medien zu bestehen, sagen die Marktexperten. Doch im Auslandsgeschäft, dessen Umsatzanteil Fischer „langfristig auf 30 Prozent ausweiten“ will, kam er kaum voran. Er machte zwei Firmen in England auf (um sich zu „orientieren“) und kaufte eine kleinere TV-Firma in Amerika. Der Auslandsanteil liegt kaum verändert bei 13,1 Prozent.

Ebenso wenig tat sich bei den elektronischen Medien: Da heißt es stets, der Konzern wolle seine „journalistische Kompetenz“ (Vorstand Ralf Kogeler) auf das Fernsehen übertragen. Er hat aber nur die Billigtalkfabrik Schwartzkopff TV gekauft und dem zu 41 Prozent eigenen Sender Sat.1 ein floppendes Boulevardnachrichtenmagazin („Newsmaker“) aufgedrückt. Die Sat.1-Beteiligung bleibt ein 13jähriges elektronisches Desaster, das laut Springer allein an Verlusten rund 300 Millionen Mark kostete.

„Und was machen Sie jetzt mit dem vielen Geld?“ wollte ein Berichterstatter wissen: Fischer spricht wieder von Expansion und von Akquisitionen. Im Ausland: „Wir haben viele Gespräche, wir haben viele Ideen“ – die natürlich in England. Und der elektronische Bereich? „Ein langer Weg“. Außerdem macht Springer diesen Monat mit Holtzbrinck und der Katholikenfirma Weltbild einen Online-Buchversand auf. Und verspricht im Inland eine neue Zeitschrift: „Frauenzeitschriften“, sagt Vorstand Christian Delbrück vage, „Männerzeitschriften“, „Jugendzeitschriften“. lm