Das Match im Matsch

■ Hamburgs erstes Nicaragua-Baseball-Turnier im Rahmen der León-Tage versinkt im Schlamm

Fachkundig sticht Jens Aschmutat eine Drainage in den feuchten Grund, um das Wasser der Pfütze hinter der Homeplate abzuleiten. Angesichts des strömenden Regens eine Sisyphusarbeit: Eine Stunde später ist die Pfütze um das Doppelte angeschwollen. Hamburgs erstes Nicaragua-Baseball-Turnier auf dem August-Bosse-Platz in Eimsbüttel versinkt am Samstag in den Fluten.

„Schade, daß das Wetter nicht mitspielt“, bedauert Initiator José Benito Rodriguez. Denn anläßlich der zehnten León-Tage wollte der Nicaraguaner ein jährlich stattfindendes Turnier ins Leben rufen, dessen Erlös einem Straßenkinderprojekt in León zu Gute kommt. Leider springt für die Kinder heute nicht viel heraus. Nur circa fünfzig ZuschauerInnen trotzen dem Wetter. Wer ohne Regenschirm kam, sucht Schutz unter den wenigen Sonnenschirmen und in den aufgestellten Gartenzelten. Unter normalen Umständen wäre das Turnier ausgefallen, denn der Platz ähnelt einer Schlammwüste. Aber eine Absage war nicht möglich, denn „die Spieler waren bereits gestern angereist“, berichtet Benito. Die Spieler, „das sind Nicaraguaner, die wie ich seit Jahren in Deutschland leben und in unterschiedlichen Baseball-Mannschaften spielen.“

Trotz des schlechten Wetters wird gespielt, als ob die Sonne scheint. Walter Sacasa schmettert den Ball soweit übers Feld, daß er in aller Ruhe über alle Bases wandert und dem Team-Nicaragua mit dem Homerun die Führung bringt. Kurz darauf rutscht Udo McPape mit einer Fontäne in die Homebase und erzielt den Ausgleich für die Knights. Bereits nach dem ersten Inning (Durchgang) sehen die weißen Trikothosen der Knights und die hellgrauen der Gäste genauso rot aus wie der Boden. Zwar übernehmen die Knights im dritten Inning die Führung, doch gewinnen die Nicaraguaner das spannende Match im Matsch mit 6:5. Trotz des Dauerregens ist die gute Laune der Fans nicht weggeschwemmt. Als Elvis Perez, von allen nur „The King“ genannt, den Gästen den Siegestreffer bringt, ist der Jubel auch bei den Knights groß.

Weil es eine Marotte der Baseballer ist, Kappen ihrer Lieblingsteams zu tragen, gehen die dunkelblauen Caps der Nicaraguaner weg wie warme Semmel. Und Raoul Machalet kauft Martin Ragama das durchnäßte Trikotshirt für 50 Mark ab: „Jetzt habe ich ein nicaraguanisches Trikot mit meiner Nummer, der 23“, verkündet er stolz. „Die Nicaraguaner verkaufen eben alles“, kommentiert lachend eine junge Frau das Verhalten ihrer Landsmänner.

„Die Raupe!“ skandieren die ZuschauerInnen nach Spielende. Die Spieler lassen sich nicht lange bitten: Die Trikots sind verdreckt, sie selber naß bis auf die Knochen, also ab auf die Knie, dem Vordermann an die Waden gefaßt und ab geht's im Kreis durch den roten Modder. Trotz des miesen Wetters kann Benito einen Erfolg verbuchen: „Gleich in meinem ersten Spiel für dieses Team haben wir gewonnen.“ Und er verspricht: „Wenn im nächsten Jahr das Wetter besser ist, wird es ein nicaraguanisches Baseball-Fest geben.“ Edwin Feindt