Hollands Agrarminister tritt zurück

■ Erster Rücktritt wegen Dioxinaffäre außerhalb Belgiens. Inzwischen hat sich die belgische Regierung überlegt, lieber auch noch Butter aus dem Verkehr zu ziehen

Berlin (taz/dpa/AFP) – Nun hat der Dioxinskandal den ersten nicht-belgischen Minister den Job gekostet: Der niederländische Agrarminister Hayo Apotheker trat gestern zurück, weil sein Ministerium bereits am 12. Mai Informationen über die Dioxinverseuchung aus Belgien bekommen, aber nicht weitergeleitet hatte.

Während die meisten anderen EU-Länder erst am 27. Mai von den Funden unterrichtet worden waren, hatte sich Belgien schon früher an Holland gewandt, weil von dort die verdächtige Bratfettlieferung stammt, die dann von der belgischen Firma Verkest aufgearbeitet und weiterverkauft worden war. Die belgischen Behörden nehmen an, daß dieses Bratfett mit Dioxin verunreinigt war.

In Belgien wurde der Chef von Verkest und sein mitverantwortlicher Sohn wieder aus der Untersuchungshaft entlassen. Den beiden Männern wird Urkundenfälschung und Betrug vorgeworfen. Doch die Beweise reichten offenbar nicht, um die beiden weiter festzuhalten.

Derweil geht das lustige Verwirrspiel in Belgien weiter, was man denn nun Essen kann und was nicht. Entgegen den Beteuerungen des belgischen Ministerpräsidenten Jean-Luc Dehaene, sein Volk beruhigen zu wollen, stiftet er nur täglich mehr Verwirrung: Jeden Tag kommen ein paar neue Lebensmittel hinzu, die man gestern noch essen durfte, heute aber lieber meiden soll. Erst Hühner und Eier, dann Mayonnaise, Eiernudeln und Kekse, dann Schweinfleisch und Pasteten. Und schließlich auch noch Milch.

Das Nahrungsmittel vom Montag hieß Butter und am Samstag war schon einmal öffentlich In Belgien verkündet worden, Butter solle nun gemieden werden - um sie kurz darauf wieder freizugeben. Wer am Sonntag Butter auf sein Brötchen strich, war am Montag sicher nicht sehr erfreut, über diesen Sinneswandel.

Derweil schleicht sich eine gewisse Routine ein: Während Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer noch einmal die späte Information durch die Belgier kritisierte, lobte Bundeslandwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke die „hohe Qualität“ deutscher Lebensmittel und forderte der seit dem EU-Kommissionsskandal nur noch kommissarische Agrarkommissar Franz Fischler erneut eine „europaweite Kontrollinstanz für Lebensmittel“. Alles wie gehabt. urb