Natürlich muß Geld her

■ Schaumige Gaunerkomödie mit Juhnke: „Drei Gauner, ein Baby ...“, 20.15 Uhr, ARD

Die Tore des Knastes öffnen sich für den Alten. Seine Restbande winkt zur Begrüßung; ein Kinderwagen ist auch dabei. Ansonsten ist nicht viel passiert in den letzten Monaten. Die Eingangsszene hat sich bewährt – sie eröffnete jeden „Olsenbande“-Film. Die „Olsenbande“-Filme waren zu DDR-Zeiten so beliebt wie Erdbeeren im Juni. Egon Olsen trat aus dem Tor, die Zigarre fest im Mundwinkel und warf dem Nachwuchs finstere Blicke zu: Was wollte man schon erwarten von einem Sprößling, dessen ganze Bagage nur auf Bewährung ist.

In „Drei Gauner, ein Baby und die Liebe“ heißt Egon nicht Egon, sondern Karl. Gespielt wird Karl von Harald Juhnke. Der Hauptdarsteller ist das große Haben auf dem Konto dieser schaumigen Gaunerkomödie von Wolf Vogel, Regine Sylvester (Buch) und Vera Loebner (Regie). Karl verfügt über Rücklagen in Höhe von 300.000 Mark. Denkt er jedenfalls. Doch Elvira (Anja Franke) hat den alternden Profi nicht nur zum Vater gemacht, sondern auch das Geld versaubeutelt, nämlich „zu vierzehn Prozent angelegt“, und zwar bei einem blonden Windhund. Auch Bruno (Dieter Landuris), Bandenmitglied Nr. 3, ist sauer. Bruno übernimmt hier den Part des „Olsenbande“-Benny: immer leicht manisch, nicht allzu helle, jedoch versöhnlich gestimmt. Eine bewährte Figurenkonzeption: das Genie, dessen dämlicher Knappe und die gerissene Schöne. Natürlich muß Geld her; Geld kann man immer gebrauchen. Schon Baby Jasmin hat Sinn für ewige Werte – es klaut Opa den „Brilli“ vom Ohr.

„Drei Gauner“ kennt also drei Schwerpunkte: die Jagd nach dem lieben Geld, die Weiterbildung im Gaunerberuf und die Vaterschaftsfrage in puncto Baby, auf dessen nicht unbeträchtlichen Niedlichkeitsfaktor die Regie kräftig setzt. Wie verbindet man das? Das Buch scheint soweit in Ordnung mit seinem Konzept des angestrebten großen Betrugs, wo man im kleinen immer wieder auf die Schnauze fiel. Der Sprachduktus ist dem Volk direkt aus dem Maul geklaut. Die Besetzung ist fein, die Chemie stimmt. Als Berliner Seitenkoteletten-Maxe macht Dieter Landuris sich prima neben Juhnke, dessen Blick knarzig über den Rand der Halbbrille rollt. Juhnke ist – einmal mehr – umwerfend gut.

Meinetwegen soll der Mann getrost vor allen Medien Deutschlands hampeln, wenn er nur weiter ein so toller Schauspieler bleibt. Was den drei Gaunern, einem Baby und der Liebe indes fehlt, sind Tempo und Straffheit. (Früher gab es dafür einen Dramaturgen.) Einmal ist Elvira fertig, sie keucht und japst. Prompt sagt jemand: „Mensch, ist die fertig.“ Das muß nicht sein; das ist so piefig wie in gewissen Vorabendserien. Man darf schließlich annehmen, daß der Großteil der Zuschauer die Hauptschule abgeschlossen hat. Erklären sollte man dem Publikum lieber etwas anderes. Warum ist Juhnke nicht mal wieder im Kino zu sehen? Anke Westphal