■ Mit Aufholprozessen auf du und du
: Ostfrauen liegen vorn

Berlin (taz) – Auch wenn man es gar nicht mehr sagen mag – es tut sich nichts: „Frauen in der EU verdienen im Durchschnitt ein Viertel weniger als Männer“, übertitelten die StatistikerInnen von Eurostat, dem Statistischen Amt der Europäischen Gemeinschaften in Luxemburg, die Ergebnisse einer EU-weiten Untersuchung zu geschlechtsspezifischen Unterschieden bei der Entlohnung, die sie gestern veröffentlichten.

Im EU-Durchschnitt erreichten die Bruttostundenlöhne von Frauen gerade mal 76,3 Prozent der Verdienste der Männer. Laut Ländervergleich geht es dabei den Frauen in den skandinavischen Ländern noch am besten. Dänemark und Schweden können immerhin 88,1 und 87 Prozent vorweisen. Am Ende der Skala befinden sich dagegen die Griechinnen mit 68 und Frauen aus dem Teilzeitarbeitsvorzeigeland Niederlande mit 70,6 Prozent.

Eine interessante Zusatzinformation versteckt sich im Kleingedruckten: Eigentlicher Testsieger ist nämlich das vielgeschmähte Ostdeutschland, wie der Blick auf die Regionen zeigt. Hier verdienen Frauen immerhin 89,9 Prozent dessen, was ihre mänlichen Kollegen nach Hause tragen.

Hintergrund für das unterschiedliche Lohnniveau von Frauen und Männern sind neben tatsächlich unterschiedlichen Löhnen für gleiche Arbeit, die nur einen Bruchteil der Differenz ausmachen, vor allem strukturelle Faktoren: So arbeiten Frauen eher in Büroberufen, während mehr Männer als Arbeiter oder Anlagenbediener tätig sind, wo die Bezahlung im Durchschnitt besser ist und zudem eher die Möglichkeit besteht, bezahlte Überstunden zu machen.

Hinzu kommt, daß zwar nur 32 Prozent der Männer, aber 44 Prozent der berufstätigen Frauen unter 30 Jahre alt sind. Entsprechend geringer sind derenChancen, in Führungspositionen aufzusteigen. Überraschender ist die Feststellung, daß Frauen bis heute die schlechtere Ausbildung haben: Obwohl die StatistikerInnen davon ausgingen, daß zumindest die Frauen in der Altersgruppe der 25- bis 29jährigen die gleichen Bildungs- und Berufschancen wie Männer haben müßten, verfügten sie seltener über einen Sekundarabschluß mit Fachausbildung. bw