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Widerliche Winter-Viren

■ Grippe-Welle: Medikamente knapp / Sonderschichten für Apotheken und Ärzte / Epidemie-Höhepunkt erst nach Schulbeginn Von Marco Carini

Hamburg schnieft, Hamburg keucht, Hamburg liegt flach. Und langsam leeren sich die Apotheken-Regale in der Freien und Hustenstadt Hamburg. Der Grippeimpfstoff ist fast überall ausverkauft – und wird es voraussichtlich bis Mitte Januar bleiben. Eine Rissener Apotheke hat nach Angaben ihres Inhabers allein in den vergangenen drei Tagen Impfstoff an 200 bis 300 Personen verkauft.

Eine gestern von einem Pharma-Großhändler noch ausgelieferte Charge erreichte nur einen Teil der Apotheken. „Wir haben keine Ansage von den Grossisten, wann die Impf-Präparate wieder lieferbar sind“, klagt eine Altonaer Apothekerin.

In vielen Apotheken sind inzwischen auch bekannte Erkältungsmittelchen wie Wick MediNait und Echinazin ausverkauft – vergleichbare Mediakmente mit denselben Wirkstoffen wandern aber überall noch über die Theke. Damit das auch über den Jahreswechsel so bleibt, wollen einige Großhändler über die Feiertage einen Notdienst einrichten. Einige Hamburger Apotheken versuchten bereits bei Großhändlern in Hannover und Lübeck zu hamstern – meist vergebens.

Einen Mundschutz empfiehlt der Geschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigung in Hamburg, Dieter Bollmann, für Risikogruppen – etwa Schwangere oder ältere Menschen. Der Vliesstoff halte infektiöse Tröpfchen ab. Doch auch die Schutz-Masken sind in vielen Apotheken bereits ausverkauft.

Trotz des allgemeinen Geschnaufes warnen ExpertInnen vor Hysterie. „Die Influenza A ist noch nicht in dem Ausmaße da, daß man von einer Epidemie sprechen könnte“, wiegelt Dieter Bollmann ab. Verstärkt träten aber vor allem grippale Infekte auf. Bollmann rechnet jedoch mit einem Influenza-Boom, sobald der Schulunterricht wieder beginnt: „Die Kinder wirken wie Multiplikatoren und schleppen die Grippe in ihre Familien.“

Die Notdienste stellen sich über die Jahreswende auf einen erneuten Ansturm von Grippe-Patienten ein: Die Zahl der ÄrztInnen in den beiden Hamburger Notfallpraxen (Stresemannstraße 54 & Berner Heerweg 124) soll auf jeweils sechs verdoppelt werden, 40 MedizinerInnen werden per Taxi durch Hamburg düsen und im Ärztlichen Notfalldienst (

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