Armen-Speisung unter freiem Himmel?

■ Kein Geld für Mensa-Neubau im Hochschul-Etat 1996 / Baubeginn frühestens 2000

Im Allgemeinen Studentenausschuß (AStA) der Universität Hamburg ist man fassungslos. In der jüngsten Sitzun des Wissenschafts-ausschusses hat Senator Leonhard Hajen schwer Verdaubares verlauten lassen: Der seit drei Jahren geplante Neubau einer Mensa am Geomatikum wird ins nächste Jahrtausend verschoben.

Im Haushaltsentwurf für 1996 ist das 21,5 Millionen-Mark-Projekt nicht aufgeführt. Und das obwohl es Überlegungen gab, bereits im März 1996 mit dem Bau zu beginnen. „Wir schwimmen halt nicht in Geld“, begründet Jenspeter Rosenfeldt, Leiter des Präsidialbüros der Wissenschaftsbehörde, den Verzicht. „Wir haben unseren Investitionsplan mehrfach umgestellt, und die Dinge die uns am dringlichsten erschienen und für die wir am ehesten auf Zuschüsse des Bundes hoffen können, rückten schließlich nach oben.“ Im Klartext: Jetzt muß erst einmal die Forschung vorangebracht werden, wie beispielsweise das Zentrum für Marine und Atmosphärische Wissenschaften. Ans Essen kann man später wieder denken. Die erste Rate von zehn Millionen für die Mensa ist erst für den Haushalt im Jahr 2000 anvisiert.

Für den Geschäftsführer des Hamburger Studentenwerkes, Manfred Klee, hat der Mensa-Bau am Geomatikum oberste Priorität, weil hier die Studierenden jetzt bereits schlecht versorgt sind. Die Theologie-, Physik- und ChemiestudentInnen müssen bisher von der Bundesstraße in die Mensa im Von-Melle-Park pilgern.

Verschärfen wird sich die Lage Ende 1997, wenn der Pachtvertrag für die Mensa im Curio-Haus ausläuft. 1200 Essen werden dort zur Zeit täglich ausgegeben. „Wenn die dann auch noch in die Hauptmensa gehen, wird dort die Situation noch angespannter“, erklärt Ulrike Bendrat vom Öffentlichkeitsreferat des AStA. 6000 StudentInnen schieben sich dort täglich durch die Gänge, stehen Schlange bei der Essensausgabe und dann wieder bei der Tablettrückgabe: „Da wird die Mittagspause zum Streß“, sagt die AStA-Vertreterin. „Da kommen die Studenten aus den überfüllten Hörsälen in eine dichtgedrängte Mensa. Das macht doch aggressiv.“

Für Pläne, die Caféteria im „Wiwi-Bunker“ zu einer Mensa auszubauen, kann sich Ulrike Bendrat nicht begeistern: „Der Wiwi-Bunker ist eh schon zum Bersten überfüllt.“ Außerdem würden dann wieder anderweitig notwendige Aufenthaltsräume für die Studierenden wegfallen. Beim Studentenwerk ist man da anderer Meinung. Manfred Klee sieht in diesem Projekt eine Chance zur Belebung des Campus, der auch unabhängig von der Schließung des Curio-Hauses vorgesehen war. Im Winter will man in die Planungsphase einsteigen. Eine Caféteria mit moderner Verpflegung schwebt ihm da vor. Statt Hausmannskost soll es dort Salate, Pizza und Aufläufe geben. Dennoch appelliert der Geschäftsführer des Studentenwerks an die Verantwortlichen, die Mensa für das Geomatikum, wo einst 4000 Essen gekocht werden sollen, so schnell wie möglich zu realisieren.

Bedingung dafür ist allerdings, daß es der Wissenschaftsbehörde gelingt, das klotzige Gebäude des Hamburger Weltwirtschaftsarchivs (HWWA) an der Binnenalster gewinnbringend zu verkaufen. Doch dafür müßte erst ein Interessent gefunden werden. Und da derzeit weder ein Investor noch ein neuer Standort für das HWWA in Sicht seien, gebe es auch keine aktiven Bemühungen den Verkauf des Gebäudes voranzutreiben, hieß es in der Finanzbehörde.

Patricia Faller