■ Beilagentod

Selten wurde den Zeitungslesern ein so unverstellter Einblick in die Usancen der Printbranche gewährt: Wer wußte bis dato schon, daß die geschätzten redaktionellen Inhalte sich allein der Geschäftstüchtigkeit der Anzeigenverkäufer verdanken?

Wie Anfang Mai die Hamburger Zeit wird übernächsten Freitag nun auch die Frankfurter Allgemeine ihre traditionsreiche Beilage FAZ-Magazin aufgeben. Noch radikaler als die Zeit (siehe links), verzichtet man sogar auf jegliche Kompensation. Der Grund für das jähe Ende hier wie dort: sinkende Anzeigenumsätze.

Denn die Anzeigen waren die Daseinsberechtigung der Magazine: Die Zeit wollte 1970 auch an die lukrativen Farbanzeigen, die bis dahin stets Magazine wie Stern und Spiegel abgriffen. Weil aber der Rotationsdruck Farbe nicht herstellen konnte, wurde einfach ein Tiefdruckheft beigelegt. Jahre später kopierten FAZ (1980) und die Süddeutsche Zeitung (1990) diese erfolgreiche Strategie. All die schönen Reportagen – es gab sie also nur, damit auch jemand auf die Anzeigen guckt. Inzwischen aber macht das Offsetdruckverfahren Farbanzeigen auch im Hauptblatt möglich. Zudem haben neue Konkurrenten wie Focus,TV-Spielfilm oder Fit For Fun den Anzeigenmarkt arg verknappt.

Übrig bleibt das SZ-Magazin. Das freilich hat jetzt ein noch größeres Problem: Obwohl ebenfalls notorisch defizitär, ist es zum Weitermachen verdammt. Die jüngeren Leserschichten, die die SZ in den letzten Jahren gewonnen hat, verehren die Beilage. Auch weil das Anzeigenumfeld dort, anders als bei Zeit und FAZ, immer noch journalistisch überzeugend gefüllt wird. Wie lange wird man sich diese Leistung noch leisten können?

Die Frankfurter Konkurrenz wird den Münchnern jedenfalls fehlen. Aus Kostengründen verhökerten beide Magazine ihre paar Anzeigen zuletzt im Paket. lm