Coca-Cola mit Magendrücken

Belgische und luxemburgische Behörden verbieten den Verkauf von Getränken des Getränkemultis: Vergiftungsgefahr. Coca-Cola: Einzelfälle  ■   Aus Brüssel Peter Sennekamp

Ein großes Geschäft für Pepsi: Seit gestern herrscht in Belgien ein totales Verkaufsverbot für alle Produkte des Konkurrenten Coca-Cola. Gesundheitsminister Luc Van den Bossche forderte die Verbraucher auf, alle Vorräte an Getränken des Konzerns in die Geschäfte zurückzubringen. Am Nachmittag untersagten auch die Luxemburger Behörden den Verkauf sämtlicher Coca-Cola-Softdrinks. In den Niederlanden wurden ebenfalls entsprechende Maßnahmen „zur Beruhigung der Öffentlichkeit“ erwogen. In Deutschland wurden Lebensmittelkontrollen angekündigt, offizielle Stellen rieten aber vorerst nicht vom Kauf ab. Coca-Cola-Sprecher Klaus Hillebrand erklärte in Essen, es bestehe kein Anlaß zur Sorge, die „gesamte betroffene Ware ist ausschließlich auf Einzelfälle in Belgien begrenzt“.

Seit vergangene Woche waren mindestens 42 Konsumenten im flämischen Lochristi und acht weitere in der Stadt Kortrijk mit schweren Brechdurchfällen, Übelkeit und Schwindel in Krankenhäuser eingeliefert worden, nachdem sie Coca-Cola-Produkte getrunken hatten. In zwei Fällen hätten die Ärzte zerstörte rote Blutkörperchen im Blut festgestellt, sagte der Sprecher des belgischen Gesundheitsministeriums, Marc Pattyn, gegenüber der taz. Mögliche Folge: Blutarmut.

Sprecher der großen Supermarktketten Delhaize und GB zeigten sich verärgert über „die mangelnde Kommunikation“ von Coca-Cola. GB-Sprecherin Karin Segers erklärte, alle Kunden erhielten ihr Geld zurück. Coca-Cola müsse für sämtliche Kosten aufkommen. Neben Pepsi-Cola profitieren auch die Handelsketten, deren eigene Produkte nun in den Regalen die Coca-Cola-Palette ersetzen.

Noch mit „Dioxine.Fax“ im Absender hatte van den Bossche schon am Montag eine dringende „Warnung Volksgezondheid“ herausgegeben. Als „sehr kurios“ bezeichnete Pattyn, daß die Coca-Cola-Vergiftungen ausschließlich in Flandern auftreten, das schon im Mittelpunkt des Dioxinskandals stand. Die von diesem noch gebeutelten Belgier dürften die rasche Entscheidung ihres Gesundheitsministers begrüßen, die auf einer Linie mit einer Erklärung der europäischen Agrarminister liegt, die am Montag in Luxemburg forderten, „die umfassende Einhaltung des EU-Verbraucherschutzes sicherzustellen“.