Schlechter Nachgeschmack

■ Coca-Cola weiß nicht, warum über 100 Menschen an ihren Softdrinks erkrankten

Berlin (taz) – Was ist eigentlich „schlechte Kohlensäure“? Damit nämlich begründet der Coca-Cola-Konzern den schlechten Geschmack, der in den vergangenen Tagen vornehmlich belgischen Verbrauchern beim Cola-Trinken auffiel. „Eine gute Frage“, sagt Gert Bommersheim, Sprecher von Coca-Cola Deutschland. Eine Antwort aber hat er auch nicht.

Inzwischen haben sich über 100 Menschen mit Coca-Cola den Magen verdorben. In Belgien, Luxemburg, den Niederlanden und Frankreich wurde der Verkauf gestoppt. Allein in Frankreich wurden 50 Millionen Cola-Dosen vom Markt genommen.

Nach Angaben der Konzernzentrale in Atlanta sei in einer Antwerpener Abfüllanlage „kurzzeitig nicht einwandfreies Kohlendioxid“ verwandt worden. Das habe zu dem schlechten Geschmack geführt. Und in einem weiteren Fall habe sich ein Gift gegen den Pilzbefall von Holzpaletten auf Getränkedosen abgelagert. Darauf sei der „üble Geruch“ an den Dosen zurückzuführen. Für Übelkeit, Fieber und Kopfschmerzen, wie bei 38 belgischen Schülern, die mit diesen Symptomen ins Krankenhaus eingeliefert wurden, aber seien weder das Kohlendioxid noch das Pilzgift verantwortlich, sagt Coca-Cola-Sprecher Bommersheim. Wie es zu den gesundheitlichen Schäden habe kommen können, sei ihm ein Rätsel.

Doch Kohlendioxid kann sehr wohl zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Nach Auskunft des stellvertretenden Leiters des Staatlichen Lebensmitteluntersuchungsamtes Hessen Nord in Kassel, Günter Fromuth, gibt es zwei Arten von Kohlendioxid: eines für technische Anwendungen und eines für den Zusatz in Getränken. Nur im technischen Kohlendioxid könnten Zusatzgase wie Schwefel enthalten sein, die in der Lage wären, gesundheitliche Folgen wie in Belgien hervorzurufen. Möglich sei eine Verwechslung der beiden Stoffe, spekuliert der Lebensmittelchemiker. Auch das Pilzgift könne in den Körper gelangen. Dazu müsse sich der Cola-Trinker nach dem Genuß nur die Finger lecken. In Frohmuths Amt werden erste Stichproben der Marke Coca-Cola aus deutscher Produktion untersucht – bisher ohne Befund.

Auch in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Berlin wird inzwischen nach vergifteten Coca-Cola-Produkten aus Belgien gefahndet. In Rheinland-Pfalz sind 199 Kästen mit je 24 Flaschen aus belgischer Produktion sichergestellt worden.

Thorsten Denkler