■ Standbild: Quantensprung zurück
„Die Windsor-Hochzeit“, Samstag ab 17 Uhr, ARD/ZDF/RTL
Bescheiden sollte es werden. Schließlich muß Sophie am Montag wieder zur Arbeit, und das Königshaus will nach all den Eheschlappen den Mund nicht mehr so voll nehmen. Nur 1.000 Geladene, alles Billigadel, der einem nur Dreck ins Haus trägt.
Auch als TV-Ereignis gaben die Royals diesmal eine lahme B-Veranstaltung ab, Testbilder haben mehr Rasanz. Die Einheit von Ort, Zeit und Handlung scheint endgültig zu beweisen, daß diese Welt als belichteter Rohstoff zu keiner wahren Tragödie mehr fähig ist. Auch nicht zu wahrer Pracht. Lady Dis Begräbnis hatte noch entschieden mehr Popqualitäten.
Das einzige, was hier noch glänzt, ist die Stirn der angespannten Braut. Das Fernsehen hatte also alle Hände voll zu tun, aus der Durchschnittsfrau von königlichen Gnaden, eine taugliche TV-Erscheinung zu machen. Schließlich übertrug die BBC drei Stunden lang, mußte dafür 600.000 Mark berappen; fast die Hälfte davon bekommt es allerdings von ARD, ZDF und RTL wieder, die parallel das gleiche ausstrahlten. Was dabei Monarchielosen wie Nina Ruge oder Frauke Ludowig an Feingefühl für Kleiderordnung und innerbetriebliche Patzer am Hofe abgeht, versuchten sie mit hartnäkkigem Gerührtsein wettzumachen. Daß Sophie nicht zur Lady Di taugt, muß ein britischer Historiker dem betulich säftelnde Rolf Seelmann-Eggebrecht (ARD) immer wieder bestätigen. Zu bodenständig, zu reif, da ist nicht einmal ‘ne Bulemie drin, so wird in feinen Analysen orakelt. Edward hat es da leichter. Wenn er beim Jawort verliebt schaut, ist das Geraune um sein schwules Gefummel in Schauspielerumkleiden Geschichte, und er erhält den medialen Ritterschlag zum Heten-Prinzen.
Daß Sophie ihm am Altar nicht nur Treue, sondern auch Gehorsam gelobt, daß, so die Hofberichterstatter einstimmig, sei gar nicht so gemeint. Gehorchen heiße hier nämlich Vertrauen. Liefert das Paar schon kein (TV-)Spektakel, so doch immerhin einen semantischen Quantensprung. Wenn auch einen zurück. Birgit Glombitza
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