Finanzamt bedroht Deutsches Derby

■ Renn-Club soll 1,6 Millionen Mark an Steuern nachzahlen. Im vergangenen Jahr wurden 900.000 Mark Miese gemacht

Der Fiskus gefährdet die Zukunft des Deutschen Galopp-Derbys in Hamburg. Das Finanzamt verlangt Steuernachzahlungen von rund 1,6 Millionen Mark und bedroht damit die wirtschaftliche Existenz des Hamburger Renn-Clubs (HRC) als Veranstalter des Traditions-Rennens. „Wenn sich die Auffassung des Finanzamtes in einigen Bereichen nicht ändert, dann kommen wir in eine ganz schwierige Situation“, sagte HRC-Präsident Franz-Günther von Gaertner gestern. „Hamburg wird sein Derby behalten. Aber die finanziellen Grundlagen müssen erträglich sein“, forderte er.

Im Streit mit dem Fiskus hat der Club bisher lediglich erreicht, daß die Vollstreckung aussgesetzt wird, bis die am Freitag beginnende Derby-Woche zu Ende ist. Über den Einspruch des HRC ist noch nicht abschließend entschieden worden. In einem zu Wochenbeginn eingegangenen Vorbescheid hatte Staatsrat Dirk Reimers von der Finanzbehörde dem Klub aber wenig Hoffnung gemacht. Er könne keine Fehler im Prüfungsverfahren feststellen. Damit droht ein Gang vors Gericht. Denn von Gaertner kündigte eine Klage an, wenn der Einspruch abgewiesen wird.

Die Steuernachforderung geht auf eine unvorhergesehene Änderung der bis 1994 für den Renn-Club geltenden Bewertungsgrundlagen zurück. Nach einer Prüfung der Jahre 1991 bis 1996 sollen demnach rund 400.000 Mark Körperschaftssteuern nachgezahlt werden: Umsätze aus dem steuerbegünstigten Zweckbetrieb müssen angeblich in den steuerpflichtigen Wirtschaftsbetrieb verlagert werden. Aufgrund dieser Einstufung würden für den Klub nach Angaben von Gaertners in Zukunft außerdem jährliche Mehrkosten von rund 100.000 Mark entstehen.

Das Finanzamt fordert im Zusammenhang mit Neubauten auf dem Gelände der Horner Rennbahn außerdem die Erstattung von 1,2 Millionen Mark Mehrwertsteuer. Der HRC, der sich mit einem Eigenkapital von 6,5 Millionen Mark an den Bauten beteiligt hat, war nach Abstimmung mit der Wirtschaftsbehörde bisher davon ausgegangen, als Bauherr und gemeinnütziger Verein vorsteuerabzugsberechtigt zu sein.

Der HRC sieht praktisch keine Möglichkeiten, die Steuernachforderung zu erwirtschaften. Hinter dem Verein liegt bereits ein schweres Jahr 1998 mit einem Verlust von 900.000 Mark. In diesem Jahr hofft von Gaertner auf ein ausgeglichenes Ergebnis. Um eine Summe von 1,6 Millionen Mark zusätzlich zu erwirtschaften, wäre bei der Derby-Woche eine Umsatzsteigerung von erwarteten rund 20 auf 27 Millionen Mark nötig. lno