Rom: Arbeitsminister trat zurück

■ Nach Überfall auf Roma will er „nur noch für meine Stadt“ da sein

Rom (taz) – Daß er zum Regieren in Rom eigentlich keine Lust hatte, war schon bei seiner Ernennung zum Sozial- und Arbeitsminister vor acht Monaten deutlich gewesen: Nun hat Antonio Bassolino, der sein Amt als Oberbürgermeister von Neapel beibehalten hatte, die von der Gangsterorganisation Camorra angeordneten schweren Überfälle auf vier Roma-und Flüchtlingslager an der Peripherie der Stadt zum Anlaß für seinen Rücktritt aus dem Kabinett D'Alema genommen.

Er wolle sich fortan „wieder hundertprozentig meiner Stadt widmen können“, sagte Bassolino. D'Alema hat den Rücktritt angenommen und Bassolino durch den bisherigen Fraktionschef der Linksdemokraten, Cesare Salvi, ersetzt; gleichzeitig wurde Antonio Maccanico von den „Demokraten“ – der Bewegung des designierten EU-Kommissionspräsidenten Prodi – zum Minister für die Verfassungsreform ernannt.

Mit Antonio Bassolino verliert die Regierung einen der wenigen Fixpunkte aus dem Süden – trotz seiner Regierungsunwilligkeit hatte der Linksdemokrat mit allerlei kreativen Gesetzen und Zuschußvergaben Italiens Südhälfte zu einer gewissen Blüte verholfen.

Zu dem Überfall auf die Roma war es gekommen, weil ein Jugendlicher aus einem der Lager, wohl angetrunken, zwei Mädchen angefahren hatte, eines davon Nichte eines Camorra-Bosses. Weil die Gangster offenbar auch nicht genau wußten, wer der junge Mann war, überfielen die gut dreißig Angreifer kurzerhand alle Camps, in denen Serben und Roma untergebracht sind. Jetzt werden sie von Carabinieri bewacht. Werner Raith