Querspalte

■ Es ist vorbei, bye, bye Honigmond

Wer aufmerksam werbefernsieht, weiß: Süßigkeiten sind gut für Kinder. Naschwerk besteht grundsätzlich aus exquisiten Zutaten, aus Honig („goldgelb“), Nüssen („knakkig“), Getreide („kernig“) und Kakao („wertvoll“). Um dies zu illustrieren, macht Ferrero seine Kinderschokolade seit Jahrhunderten mit einem grenzdebil strahlenden Buben auf. Ganz so, als wäre Heintje noch in den Charts. Doch es gibt eine Opposition. Zwischen Stillgruppe und Ökoladen wird irgendwann jeder jungen Mutter ein Zettel zugesteckt. Darauf steht, in welchen Gummibären böse Emulgatoren stecken und daß Milchschnitten in Kindermägen zu Alkohol (hic!) vergären würden. Alles, nur kein Wort zum Honig. Das muß sich ändern.

Denn der ARD-„Report“ aus München sagt, Honig würde allenthalben gepanscht, und das Deutsche Grüne Kreuz warnt, man solle Babys weder pure noch „verlängerte“ Bienen-Aule geben. Darin wären ab und an Botulismus-Sporen enthalten. Diese könnten ein Gift bilden, das die Muskulatur beeinträchtige. Bis hin zur „Atemlähmung“, das heißt, es wirkt in etwa wie belgische Coke. Es sei auch abzulehnen, „die Brustwarze der Mutter mit Honig einzureiben, um trinkfaule Babys zu stimulieren“. Klar. Der Film „9 1/2 Wochen“ hat gezeigt, daß derartige Zweckentfremdung von Lebensmitteln selbst Erwachsenen schadet.

Honig ist moralisch am Ende. Damit steht er neben Tütensuppen, wallonischem Ei und britischen Steaks. Wem kann man überhaupt noch trauen? Ganz klar: Der „Haselnuß in Karamel mit Nougatcreme und Schokolade“. – Auf ihrer Verpackung steht: „Toffifee liefert einen Beitrag zu ihrer Ernährung“. Das heißt, das Erzeugnis kann nicht zur Teppichreinigung verwendet werden. Toffifee ist zum Essen da. Es liefert irgendeinen Beitrag. Die nackte Wahrheit. Was will man mehr? André Mielke