Vom Kleben und Klinkenputzen

■ Das Filmfest kümmert sich bald noch mehr um junge Talente. Mit dem angeschlossenen tesafilm Festival werden Debütanten gefördert – allerdings dann doch nicht so großzügig

Ein bißchen Geheheimniskrämerei war am Anfang schon dabei. Gestern luden das Filmfest Hamburg und die Beiersdorf AG gemeinsam zum Pressegespräch ins Passage-Foyer, um ein gemeinsames Projekt vorzustellen: das „tesafilm“-Fest, das im Rahmen des nächsten Filmfests vom 27. September bis 3. Oktober junge Regisseure featuren soll. Gute Sache, zumal bekannt ist, daß die Veranstalter der Kinoschau trotz zugesagter Unterstützung der Kulturbehörde bis ins Jahr 2001 reichlich Klinken putzen müssen, um immer wieder den Etat von 1.6 Millionen Mark zusammenzukriegen.

Da hatte man natürlich erwartet, daß durch die vollmundig angekündigten Kooperation mit dem Industriekonzern ein schöner finanzieller Schauer auf die immer etwas klammen Macher des Festivals niedergehen würde. Doch ganz so wohlig kommt's dann doch nicht. Wie gesagt, am Anfang gab man sich geheimnisvoll. Da veranschlagten die Gastgeber des Pressegesprächs noch vieldeutig die Unterstützung als „sechsstellige Summe“ – beim Nachhaken allerdings entpuppte sich der Umfang des Sponsorings als kleinste aller in dieser nebulösen Formulierung enthaltenen Summen. Um die 100.000 Mark wolle man beisteuern – dafür daß an der Veranstaltung dann schon per Namen der tesafilm klebt, ist das doch eher eine klägliche Summe.

Um nicht ungerecht zu sein: Die Idee, die hinter der Kooperation steckt, ist gut. Dank der zugeschossenen Summe soll eine Art Festival im Festival entstehen, auf dem ein knappes Dutzend debütierender Regisseure besondere Aufmerksamkeit erhalten. Durch Gespräche, Seminare und besondere Promo-Aktivitäten erhalten die jungen Filmschaffenden mehr als die übliche Unterstützung. Vorbild, so Festivalleiter Josef Wutz, sei im gewissen Sinne das Sun-dance-Festival, jenes amerikanische Indie-Treffen, bei dem es stets um mehr als das Sichten neuer Produktionen geht.

Ein ehrenwerter Ansatz. Allerdings darf darüber spekuliert werden, ob es sich in Anbetracht des niedlichen Sümmchens von 100.000 Mark nicht um etwas anderes als die reine Unterstützung junger Talente dreht. Möglicherweise ist die ganze Angelegenheit ja auch ein Versuchsballon, dem Filmfest Hamburg Geldquellen für die ansonsten recht ungesicherte Zukunft zu erschließen.

Christian Buß