Gedankenversunken im Park

■ Hombach-Witze kursieren in Bonn. Manche Sozialdemokraten bringen es auf vier an einem Abend. Der Minister war dünnhäutig geworden

Bonn (taz) Der neueste Renner sind Hombach-Witze. Auf Festen in der saarländischen und hessischen Landesvertretung in Bonn brachten Sozialdemokraten am Donnerstag abend eine Reihe von Kalauern in Umlauf. Manche schafften es schon am Abend des Rücktritts von Bodo Hombach als Kanzleramtsminister, vier Witze auf einmal zu erzählen.

Kostprobe: Welche zwei Fähigkeiten bringt Hombach für seine neue Aufgabe mit? Antwort: Erstens: Minenlegen. Zweitens: Häuser bauen. Ein weiterer Witz lautet: Wenn er so koordiniert wie im Kanzleramt, wird es bald wieder Krieg im Kosovo geben.

Hombach hat offenbar selbst um seinen Rücktritt gebeten. Jedenfalls streut er diese Version in Journalistenkreisen. BILD schreibt: „Montag nacht im Park des Bundeskanzleramtes, drei Uhr morgens. Zwei Männer spazieren im Dunkel über den Rasen, gedankenversunken ... ,Und du willst das wirklich machen‘, fragt Schröder seinen Minister ... Hombach: ,Gut, ich denke noch einmal darüber nach, Donnerstag morgen sage ich Bescheid.‘

Am Mittwoch mußte Hombach noch einmal eine Fragestunde im Bundestag über seine Hausbau-Affäre über sich ergehen lassen. Aus dem Kanzleramt heißt es, Hombach habe sich erst am Donnerstag entscheiden wollen, um den Verlauf der Fragestunde abzuwarten. „Es hätte ja sein können“, soll Hombach gesagt haben, „daß die etwas Handfestes vorbringen.“ Sein Weggang hätte dann wie eine Flucht ausgesehen. Hombachs Bemerkung wurde als sehr verräterisch beurteilt, „daß da doch was mit dem Hausbau ist“.

Aus seiner Umgebung verlautete, Hombach sei in jüngster Zeit immer dünnhäutiger geworden. Die Kritik an seiner Amtsführung habe ihm zugesetzt. Es wird als unwahrscheinlich bezeichnet, daß der Kanzler ihn zum Rücktritt gedrängt habe. Schröder und Hombach seien besonders eng befreundet, Schröder sei seinem Wahlkampfmanager Hombach für den Wahlsieg dankbar gewesen. Aber der habe keine andere Wahl mehr gesehen. Markus Franz