American Pie
: 60ies revisited

■ Machtlos im Millionenspiel: College-Spieler wollen sich den Coach aussuchen

That I could make those people dance

Fast könnte man meinen, die 60ies wären zurückgekehrt. Im Kino taumelt Austin Powers durch quietschbunte Interieurs, und im College-Basketball fordern die Spieler Mitbestimmung. Gut, die Revolution findet nicht überall statt, aber doch zumindest an der University of Minnesota in Minneapolis. Dort trat Ende letzter Woche Clem Haskins, der Coach der Gophers genannten Mannschaft, zurück, weil er offensichtlich in den größten Betrugsskandal in der Geschichte des College-Basketballs verwickelt ist. Der Trainer soll organisiert haben, daß ein Tutor ungefähr 400 Tests und Arbeiten für 20 seiner Spieler schrieb, damit die ihre Uni-Kurse bestehen. Wären sie durchgefallen, hätten sie nicht mehr spielen dürfen. Haskins bestreitet jede Mitwirkung an den Betrügereien.

Seine ehemaligen Schützlinge fühlen sich nun alleingelassen. Wie im College-Sport üblich, suchen sich die Highschool-Talente das College aus, dessen Trainer ihnen ausreichend Spielzeit garantiert. Wer auf der Bank sitzt, kann sich schlecht für die Profis empfehlen. Die Entscheidung, welche Universität man besuchen soll, kann eine karriereprägende sein. Denn während Haskins der Abschied mit 1,5 Millionen Dollar Abfindung versüßt wurde, ist es seinen ehemaligen Schützlingen bei Sanktionsandrohung verboten, neben ihrem Stipendium Geld zu verdienen. Und nicht nur das: Wechseln sie die Universität, dürfen sie ein ganzes Jahr nicht spielen.

Also haben sich sieben Spieler der University of Minnesota zusammengesetzt und „darüber gesprochen, wen wir gerne als Coach hätten“, erzählt Center Joel Przybilla. Man habe sich auf Bernie Bickerstaff geeinigt, der zuletzt von den Washington Wizards gefeuert worden war. Der wäre auch nicht uninteressiert, wie ein kurzes Telefonat ergab, das J. B. Bickerstaff führte, Spieler der Gophers und außerdem Bernies Sohn.

Die Universität findet soviel Eigeninitiative gar nicht lustig. Mark Dienhart aus der Sportverwaltung hatte sich zwar mit den Spielern getroffen und ihnen versichert, „daß sie im Auswahlkomitee vertreten sein werden“. Aber als er von dem geheimen Treffen und dem Trainerwunsch hörte, ließ er verlauten, „die Einstellung der Spieler enttäusche“ ihn. Bei dieser Entscheidung gehe es um „Universitätspolitik und alle möglichen Dinge“. Damit meinte er wohl die Millionen Dollars, die die Colleges mit Sport, vor allem Football und Basketball, umsetzen. to