Ein Spezi von Rezzo

■ Zwei Nobodys haben das grüne Realo-Papier geschrieben. Einer heißt Mathias Wagner

Der hessische Landesverband ist unter grünen Realos berühmt, unter Linken berüchtigt. Joschka Fischer trat seinen Marsch durch die Institutionen in Frankfurt/Main an. Heute dominieren dort Realos die Parteiszene. Auch die Autoren des umstrittenen Papiers zur Zukunft der Grünen sind Hessen: Jens Kröcher heißt der eine, Mathias Wagner der andere.

Während Kröcher Geschäftsführer der hessischen Grünen war, ist Wagner aus dem Kreisverband Hochtaunus nach Bonn gekommen. Bevor ihn Rezzo Schlauch als Mitarbeiter in sein Büro holte, hat Wagner bei dem hessischen Landtagsabgeordneten Tarek Al-Wazir gearbeitet. Die Verbindung ist immer noch gut. Al-Wazir ist der erste Unterzeichner von Wagners und Kröchers Papier. Vor gut zwei Jahren scheiterte Wagner als Kandidat für den Bundesvorstand des linksorientierten Grün-Alternativen Jugendbündnisses. Nun sitzt er direkt im Machtzentrum der Partei.

Einer aus alten Tagen beschreibt Wagner als „durchschnittliche Erscheinung“. Doch mit seinem Papier macht der 1,90-Meter-Mann nun zum zweiten Mal in zwei Jahren überdurchschnittliche Anstrengungen, den Grünen ein neues Gesicht zu verpassen. Schon 1997 war er Mitverfasser des „Staa/rt-21“-Papiers, das beispielsweise den Sparkurs der heutigen Regierungspartei vorwegnahm. Als ausgewiesener „Modernisierer“ scheint Mathias Wagner bei seinem Förderer Rezzo Schlauch gut aufgehoben.

Der 52ährige Fraktionschef der Grünen lobte als einer der ersten den Vorschlag seines 25jährigen persönlichen Referenten, die Partei zur FDP-Nachfolgerin umzubauen. Linke Grüne vermuten gar, Schlauch habe seinen jungen Mitarbeiter vorgeschickt oder sei Ghostwriter Wagners gewesen. Normalerweise schreibt der junge Mitarbeiter die Reden für seinen Vorgesetzten, der dann noch einmal letzte Hand anlegt.

Über einen eigenen Sitz im Bundestag will der Mittzwanziger mit den kurzen schwarzen Haaren jetzt noch nicht nachdenken. Bis dahin gibt es für Wagner im grünen „Dachboden“, in dem er den „Muff von 20 alternativen Jahren“ vermutet, ja auch einiges aufzuräumen. Sebastian Sedlmayr