Nach Todesurteil gegen Öcalan: Brandanschläge in Deutschland

■ Unbekannte attackieren türkische Einrichtungen. In der Türkei ist die Lage dagegen weitgehend ruhig. In der Presse wird das Für und Wider einer Vollstreckung der Strafe gegen den PKK-Chef diskutiert

Berlin/Istanbul (taz) – Während es in der Türkei nach dem Todesurteil gegen Abdullah Öcalan weitgehend ruhig blieb, kam es in Deutschland zu mehreren Anschlägen gegen türkische Einrichtungen. In Sindelfingen griffen in der Nacht zu Mittwoch unbekannte einen türkischen Kulturverein an und verletzten mehrere Türken durch Schläge, Tritte und Messerstiche. In Bremen, Berlin, Stuttgart und Mönchengladbach verübten Unbekannte Brandanschläge gegen türkische Cafés und Reisebüros. Ernsthaft verletzt wurde niemand. Die Polizei vermutet einen Zusammenhang mit dem Todesurteil gegen den Chef der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK).

In der Türkei blieb die zu Beginn des Prozesses erwartete Euphorie weitgehend aus. Auch von kurdischer Seite gab es kaum laute Reaktionen. In der türkischen Presse hat sich die Stimmung eher gegen eine Vollstreckung des Urteils gewandt. In den Kolumnen wird diskutiert, ob eine Hinrichtung den türkischen Interessen mehr nütze oder mehr schade. Nur das Massenblatt Sabah blieb gewohnt unversöhnlich: Es bildete neben dem Foto Öcalans einen Henkerstrick ab und titelte in Anspielung auf die dem Verurteilten zur Last gelegte Morde: „Der Scharfrichter kommt zum Scharfrichter“.

In Türkisch-Kurdistan wird weiter gekämpft. Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete gestern unter Berufung auf das Militär, in der Provinz Hakkari, an der Grenze zu Iran und Irak, hätten Soldaten bei Gefechten zwölf Kämpfer der PKK getötet. taud

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