Die Vorschau
: Ein afrikanischer Troubadour

■ Der faszinierende angolanische Sänger Waldemar Bastos tritt heute im Moments auf

Sein Name ist so hybrid wie seine Musik. Wer weiß, wie sie „Waldemar“ in Angola, Brasilien oder Portugal aussprechen. Die deutsche Intonation ist sicher die merkwürdigste in Waldemar Bastos' Ohren. Als Volkssänger hatte der Angolaner es immer schwer in seiner kriegsgeschüttelten Heimat. Nach seiner Aussage ging es den Künstlern unter den kommunistischen Machthabern nach 1973 noch schlechter als zu den Zeiten der portugiesischen Kolonialherrscher.

So lebte Bastos die meiste Zeit seines Lebens im Exil, zuerst in Brasilien, heute in Portugal. Die Bossa-Nova-Rhythmen und Fado-Stimmungen sind deshalb in seiner Musik ebenso künstlerisch aufgehoben wie die afrikanische Popmusik. Besonders spannend wird diese Stilmischung, wenn man bedenkt, daß die brasilianische Musik ihrerseits wieder zu einem großen Teil auf der traditionellen Musik der von Afrika verschleppten Sklaven basiert. Und diese kamen meist aus Angola. So spielt Waldemar Bastos etwa nicht nur einen Samba, sondern auch den Semba, den angolanischen Tanz, auf dem der Samba basiert.

Das Konzert wird vom rührigen Bremer Ableger der „Peace for Angola“-Kampagne organisiert. Die appelliert mit einer europaweiten Unterschriftenkampagne an die Uno, doch bitte das Land nicht aus den Augen zu verlieren. Denn Angola wird immer noch ausgeblutet von Bürgerkriegsparteien, denen es längst nur noch um Macht und Geld geht. Und so herrschen die Trauergesänge in Waldemar Bastos Musik vor. Seine weiche, immer etwas melancholisch klingende Stimme erinnert an den Brasilianer Caetano Veloso, und er singt in schönstem portugiesisch solche Zeilen wie „Unser Land stirbt“ oder „Angola, du bist kein Bastard-Sohn“. Dieses (natürlich vollauf berechtigte) Pathos, das auch aus seinem Credo spricht („Während meine Eltern als Ärzte die Kranken gepflegt und mein Bruder die Verwundeten verbunden hat, will ich die Seelen mit meiner Musik heilen“), lastet zum Glück nicht auf der Musik. Diese ist eine sehr raffinierte, wenn auch eher unspektakuläre Mischung aus den verschiedenen Kulturen.

Mit der Sängerin Cesaria Evora wurde die Musik aus den ehemaligen portugiesischen Kolonien populär, aber im Vergleich ist Waldemar Bastos vielseitiger und weltgewandter. Nicht umsonst haben die beiden New Yorker Trendschnüffler Arto Lindsay („Lounge Lizards“) und David Byrne („Talking Heads“) Bastos bei seiner letzten CD tatkräftig unterstützt.

Bastos mischt akustische und elektrische Instrumente: Den Synthesizer verpönt er, aber ein rockiges E-Gitarrensolo im Stil von Carlos Santana ist in seiner Musik ebenso zu finden wie der typisch brasilianische Sound der mit Nylonsaiten bespannten akustischen Gitarre. Der Name seiner CD bringt die Mischung aus Trauer und Lebensfreude genau auf den Punkt: „Pretaluz“ heißt „Schwarzes Licht“.

Wilfried Hippen

Heute, 21 Uhr, im Moments