AKWs für Nord-Korea

■ Süd-Korea will Atomkraft finanzieren, bricht aber den Dialog mit Nord-Korea ab

Seoul (AP/AFP) – Süd-Korea will den Bau von zwei neuen Atomreaktoren in Nord-Korea mit 6,3 Milliarden Mark unterstützen. Ein entsprechendes Abkommen unterzeichnete Seoul gestern mit der Koreanischen Organisation zur Energieentwicklung (Kedo). Das Parlament in Seoul muß das Abkommen noch billigen. Zwar kündigte die wichtigste Oppositionspartei indirekt an, die Finanzhilfe zu unterstützen. Jedoch wächst derzeit die Verärgerung der Abgeordneten über das Verhalten des Nordens. Mitte Juni hatten sich die Streitkräfte der beiden verfeindeten Koreas ein Seegefecht im Streit um fischreiche Gewässer im von beiden Seiten beanspruchten Gelben Meer geliefert. Dabei wurde ein nordkoreanisches Schiff versenkt.

Kritiker des Energiehilfeabkommens werfen der Führung des Südens vor, dem Norden zu viele Zugeständnisse zu machen. Das Kedo-Konsortium hatte im November 1998 Nord-Korea 9 Milliarden Mark für den Bau moderner Reaktoren zugesagt, wovon Seoul 70 Prozent tragen soll. Die neuen Reaktoren sollen veraltete Systeme ersetzen, bei deren Betrieb Plutonium anfällt. Damit soll auch sichergestellt werden, daß Nord-Korea keine Atomwaffen bauen kann. Die EU will 1,7 Milliarden Mark beitragen.

Süd-Korea brach gestern Verhandlungen mit dem Norden in Peking verärgert ab. Seouls Delegationsleiter Yang Young Shik begründete dies damit, daß der Norden nicht über Familienzusammenführungen habe reden wollen. Seine Regierung werde im Gegenzug die Lieferung von Dünger an Nord-Korea stoppen, bis Pjöngjang zu diesen Gesprächen bereit sei. Der Norden braucht den Dünger, um die Hungersnot zu lindern. Nord-Korea wurde vom Süden mit dem Versprechen von Düngerlieferungen an den Verhandlungstisch gebracht, wenn dafür über Familienzusammenführung in dem seit dem Krieg von 1950 bis 1953 geteilten Land gesprochen wird. Der Norden beharrt jedoch auf einer Entschuldigung für die Versenkung des Marineschiffes.