Mutter Flora erkrankt

■ Menschenrechtler im Kosovo sorgen sich um politische Gefangene in serbischer Haft

Berlin (taz) – Ein vor vier Wochen geschriebener Brief und der Bericht von Mitgefangenen sind bislang die einzigen Lebenszeichen von Flora Brovina, der bekannten Kinderärztin aus Priština. Sie leitete dort ein Waisenhaus und war Vorsitzende der Liga albanischer Frauen.

Die „Mutter Flora“ genannte Frau wurde am 20. März von serbischen Polizisten festgenommen und im Gefängnis von Lipljan inhaftiert. Im Juni wurde sie in die Haftanstalt von Pozarevac bei Belgrad gebracht. Sie sei durch den Gefängnisaufenthalt geschwächt und krank geworden, erfuhr seitdem ihr Ehemann, der bekannte albanische Schriftsteller Ajri Begu. Sie sitze inzwischen im Rollstuhl, wurde ihm zugetragen. Besonders besorgniserregend sei, so ihr Mann, daß sie in ihrem Brief um zwei Herzmedikamente gebeten habe, obwohl sie nie Herzbeschwerden gehabt habe.

Die serbische Justiz wirft ihr und vielen anderen kosovarischen gefangenen Vergehen nach Paragraph 136 vor – Separatismus und Terrorismus. Sie habe außerdem ein Hospital für Kämpfer der UÇK geplant. Bislang würden die Vorwürfe noch geprüft, heißt es in Belgrad. Nach Schätzungen des kosovo-albanischen Rats für Menschenrechte in Priština sind zur Zeit bis zu 5.000 Kosovaren inhaftiert. sf