Mit Spray in der Hand

■ Polizist erneuert Vorwürfe gegen Kollegen

Ortstermin auf der Polizeiwache 11, Kirchenallee: Uwe Chrobock, der ehemalige „Verwahrbuchführer“ des Reviers bekräftigt seine Beschuldigungen gegen den 33jährigen Polizeibeamten Joachim L., der Ende 1992 einen entkleideten Schwarzafrikaner im Vorraum der Sammelzellen mit „Incidur“ eingesprüht haben soll – einem Insektenspray, das bei Hautberührung Gesundheitsschäden hervorruft. Der Vorwurf: Körperverletzung im Amt.

Das Problem im Prozeß, der von der Amtsrichterin Gudrun Stöhr geleitet wird: Der Zeuge hat den Spray-Vorgang nicht beobachtet, das Opfer ist nicht aufzutreiben und der Beschuldigte schweigt. Ohne Zeichen äußerer Unsicherheit verfolgt er die Ausführungen Chrobocks. „Nachdem ich einen Schrei gehört habe, habe ich den Raum des Verwahrbuchführers verlassen, mich im Flur umgeschaut und habe dann den Zellen-Vorraum betreten“, wiederholt Chrobock seine Schilderung, die er bereits im Gerichtssaal ausgeführt hat.

Im Zellenvorraum habe er den entkleideten Farbigen vorgefunden, den Rücken an die Wand gelehnt und gut einen Meter entfernt seinem Kollegen Joachim L., der die Spraydose mit dem Gift noch in der Hand hielt. Noch ein zweiter Beamter sei in der anderen Ecke des Raumes gewesen, an den sich Chrobok aber nicht erinnere und den er „nicht wiedererkennen“ würde. Bereits am ersten Verhandlungstag hatte Chrobock hinzugefügt, daß der Farbige sich kratzte und am ganzen Körper glänzte, als ob er „mit einer Flüssigkeit benetzt worden“ sei. Der Prozeß wird heute fortgesetzt mac