Präziser Künstlerblick

■ Hamburger Innenräume – menschenleer

Wer bei dem verlockenden Titel Hamburg Innen darauf hofft, genüßliche Blicke in die Privatwohnungen und intimen Nischen der Stadt werfen und Menschen bei ihren alltäglichen Verrichtungen über die Schulter linsen zu können, der kennt den Fotografen Hans Meyer-Veden schlecht. Der Hamburger Bildkünstler, der mit seiner auf zehn Bände angelegten Hamburg-Foto-Serie so langsam dem Ende zustrebt, duldet private Einblicke nur in Form von historischen Fotos. Sein eigenes Metier ist der präzise Künstlerblick auf schöne Räume und Gebäude, mit dem er Hamburger Stadtmarken ebenso wie am Straßenrand beobachtete Gegenstände zu Skulpturen erhebt.

In Hamburg Innen hat er sich eine große Auswahl der bekanntesten Hamburger Bauwerke vorgenommen und sie mit einem äußeren und einem inneren Porträt verewigt. Neue Kontorhäuser und alte Kirchen, Strömungsmodelle in der Schiffbau-Versuchsanstalt und ein Weihnachtsbaum im AEZ Poppenbüttel, Hauseingänge in der Isestraße und Gewächshäuser in den Vier- und Marschlanden, Schuppen, U-Bahnhöfe und das Rathaus erhalten durch die großformatige, kühle und menschenleere Art der Darstellung einen kristallinen neuen Reiz. tlb

Hans Meyer-Veden, Hamburg Innen, 174 S., 150 Abb., davon 60 in Farbe; Verlag Ernst & Sohn; 108 Mark bis 31.12.95, danach 138 Mark