Mobil ohne Funk

■ DaimlerChrysler verkauft seine Mobilfunktochter Debitel an die Swisskom

Zürich/Stuttgart (dpa) – DaimlerChrysler zieht sich aus dem Telekommunikationsgeschäft zurück und verkauft seine Anteile an dem privaten Telefonanbieter Debitel AG (Stuttgart). Die Schweizer Telefongesellschaft Swisscom übernimmt von der Daimler-Servicetochter Debis, dem Handelsriesen Metro und der Divaco die Mehrheit der Debitel-Aktien. Das gaben die Vorstandschefs von Swisscom und Debitel gestern in Zürich bekannt.

Die Swisscom übernimmt 58 Prozent der Debitel-Aktien zum Preis von 32 Euro. Insgesamt beträgt der Kaufpreis des Aktienpakets rund 2,6 Milliarden Schweizer Franken (3,2 Mrd. Mark/1,6 Mrd. Euro). Nach Angaben von Debis-Chef Klaus Mangold will sich die DaimlerChrysler-Tochter zukünftig auf seine Wachstumsfelder Finanzdienste und Informationstechnik konzentrieren.

Die Debitel-Hauptaktionäre Debis und Metro behalten, allerdings nur vorübergehend, jeweils 10 Prozent der Aktien. Die Divaco, ein Gemeinschaftsunternehmens von Metro und Deutscher Bank, zieht sich völlig aus Debitel zurück. Bisher hielt DaimlerChrysler über seine Servicetochter Debis rund 42 Prozent der Anteile. In einem zweiten Schritt wird den übrigen Aktionären der Debitel nach Swisscom-Angaben ein öffentliches Kaufangebot zum gleichen Preis von 32 Euro gemacht.

Debitel gilt mit 3,8 Millionen Kunden als Europas größte netzunabhängige Telefongesellschaft. Gut ein Drittel des Geschäfts macht die Firma im Ausland. Wichtigste Länder sind dabei Frankreich und die Niederlande. Debitel erzielte 1998 einen Betriebsgewinn von 125 Millionen Mark und machte mit 2.040 Mitarbeitern einen Umsatz von 2,87 Milliarden Mark. Debitel-Vorstandschef Joachim Dreyer sagte, sein Unternehmen bringe die Stärken aus dem Mobilfunk in die Fusion ein, die Swisscom gesicherte Netzzugänge und moderne Produkte im Bereich Telekommunikation. Als großes Manko der privaten Telefongesellschaft galt stets, daß sie über kein eigenes Netz verfügte. Debitel hatte sich schon mehrfach vergeblich um die Übernahme von Netzbetreibern bemüht.

Die Swisscom AG ist Anfang 1998 aus der staatlichen Schweizer Post- und Telefongesellschaft PTT hervorgegangen. Seit vergangenem Herbst ist der ehemalige Monopolist teilprivatisiert.