Querspalte

■ Bierwahn

Die deutschen Brauer müssen verrückt sein. Unter der Überschrift „The best of what germans do best: Deutsche Bierbraukunst“ schalten sie zur Love Parade in Szeneheften eine Werbekampagne, die an ranschmeißerischem Irrsinn ihresgleichen sucht. „Zwölf Uhr morgens, die Party geht ihrem Ende zu, und du bist fix und fertig. Chillen ist nun angesagt. Wohin? Auf keinen Fall nach Hause, sondern besser mit den Freunden ab zum nächsten Biergarten und Spaß haben. Ein gepflegtes Bierchen in angenehmer Runde hat noch nie geschadet und hebt die Laune. Frische Luft einsaugen und Sonne tanken, that's it.“

So stellen sich 65jährige Werbetexter Jugendsprache vor: eine ganz schön hotte Mischung aus Englisch und Stammtisch. Und überhaupt: fertig von der Party, aber rein in den Biergarten – geht das ohne Drogen? Nein, es geht ums Reinheitsgebot: Denn „Gepanschten Import-Stuff gibt es eh' schon genug, der zieht dir nur die Kohle aus der Tasche.“ Wo ist da die Grammatik? Und wo das Argument? Das liegt im Trend, weiß das Reimlexikon. Daher gebiert sich den Brauern die enorme Erkenntnis: „Die Deutschen erfanden den ersten Energy-Drink der Welt, nicht die Schweizer.“ Die Schweizer? Ja, und vor allem: „Seid mal ehrlich, was ist erfrischender als ein kühles, schmackhaftes, deutsches Bier?“ Vielleicht ein australisches?

Genug geulkt. Die Sache ist ernst. Denn „genug der lobenden Worte über des Deutschen liebstes Kind, checkt das ab, laßt euch die Sonne auf den Bauch scheinen und kühlt euren Durst. So far, Hopfen und Malz, Gott erhalt's.“ Das deutsche Brauwesen verliert ganz klar seinen Verstand: Statt zu einfach saufen, führt man härtere Stoffe ein. Wer wird einem da auf der Love Parade begegnen? Deutsche Brauer, putzmunter auf Pillen, sich fresh mit deutschen Bieren kühlend? Besser take care! Jörg Sundermeier