Wie Bangemann bin ich wirklich?

■ Wahrheit-Service: Der Große kommentierte Grünen-Gesinnungstest

Die FDP ist noch nicht mal richtig kalt, da kommen schon eifrige Grünen-Funktionäre geschlichen und wollen „das brachliegende geistige Erbe des verantwortungsvollen Liberalismus aufnehmen“. Eine „klare, machtbewußte, pragmatische Positionierung“, die nur „eine teilweise Auswechslung der Mitgliedschaft“ voraussetzt. Folgerichtig wird in den nächsten Tagen jeder Grüne im Briefkasten einen kleinen Gesinnungstest vom Parteivorstand finden, als Teil einer knallharten Säuberungsaktion. Eine falsche Antwort, und man darf sich einen neuen „Zusammenhang“ suchen, oder Rezzo Schlauch springt einem auf den Bauch. Aber keine Angst! Die Wahrheit ist allen, die es nötig haben, beim Ausfüllen des Formulars behilflich.

1. Ein aidskranker schwarzer Obdachloser jüdischer Abstammung bettelt Dich an: „Helfen Sie mir, guter Mann! Ich habe seit sieben Tagen nichts mehr gegessen.“

a) Ich gebe ihm meinen halben Mantel.

b) Ich gebe ihm zwei halbe Mäntel und einen goldenen Manschettenknopf.

c) Ich rede ihm gut zu: „Sie müssen sich zwingen, guter Mann.“

Das ist puppenleicht: Mit ein paar Almosen schafft man doch keinen Anreiz zur Aufnahme von Arbeit! Politisch reife Bündnisfreunde entscheiden sich selbstverständlich für c). Und alle anderen gehen besser gleich zur Caritas.

2. Deine Schweizer Putzfrau hat beim Aufräumen versehentlich eine angefangene Flasche aus Deiner Sammlung exklusiver italienischer Rotweine ausgerechnet über jene Sportschuhe gekippt, in denen Du vor Jahren mal eine ziemlich wilde Parlamentsrede gehalten hast.

a) Ich habe meine Sneakers schon lange dem Deutschen Historischen Museum gestiftet.

b) Bei mir gibt's keine angefangenen Flaschen.

c) Ich habe eine polnische Putzfrau.

Wir sind noch in der Aufwärmphase. Ein passabler Sonnenblumenliberaler ist man schon mit einer der Antworten, aber nur wer alle drei ankreuzt, hat gute Aussichten auf einen Platz im Parteivorstand.

3. Im Briefkasten findest Du ein Einberufungsschreiben: Die Bundeswehr lädt Dich ein, „angesichts des allgemeinen Umdenkens“ den vor 30 Jahren aus Gewissensgründen verweigerten Wehrdienst „out-of-area“ nachzuholen.

a) Ich gerate in Panik und ziehe sicherheitshalber sofort in meine alte WG nach Westberlin.

b) Ich gratuliere dem Absender telefonisch zum „famosen Serbienfeldzug“, muß aber leider, leider aus „gewissen Gründen“ absagen.

c) Ich sprenge einen wildfremden Menschen in die Luft, schicke ein Video der Aktion ans Kreiswehrersatzamt und frage: „Muß ich mich dazu erst in ein Flugzeug setzen, oder geht's auch so?“

Sieht kniffliger aus, als es ist. In diesem Punkt können Sie eigentlich machen, was Sie wollen: Hauptsache, Sie schreiben in Klammern dazu, daß es Sie dabei innerlich zerrissen hat.

4. In der Sitzungspause eines Parlamentarischen Untersuchungsausschusses nimmt Dich ein Firmensprecher unauffällig beiseite und fragt, ob Du schon mal einen Monat lang Urlaub in einem Blockhaus in Colorado gemacht hättest. Du antwortest:

a) „Und Sie?“

b) „Schade, ich bin leider schon letzten November in Urlaub nach Österreich geflogen und darf die nächste Flugreise erst in vier Jahren antreten.“

c) „Tut mir leid, aber kommenden Monat fliege ich schon mit der Preussag nach Rio.“

Diese Frage berührt ein Essential liberaler Gesinnung: die bedingungslose Verpflichtung auf das Wohl anderer. Man kann sich natürlich locker für c) entscheiden, aber noch besser wäre: „Moment, ich frage mal einen Kollegen, ob der Zeit hat.“

5. Ein Gentechniker bietet Dir an, er könne jederzeit Kopien von Joschka Fischer herstellen.

a) „Machen Sie auch das Modell mit Farbbeutel?“

b) „Fat oder slim?“

c) „Ich hätte lieber ein Double von mir. Dann könnte ich beide Reisen machen.“

Alles ist möglich. Aber passen Sie auf, daß nicht zu viele Fischers auf den Markt gelangen. Schließlich wollen auch Sie in der Partei mal weiterkommen.

6. Bei der Großwildjagd in Kenia schießt Dir Telekom-Chef Sommer einfach Deinen Löwen vor der Nase weg.

a) Ich lasse mir nichts anmerken und täusche Desinteresse vor: „Nehmen Sie ihn ruhig mit, ich bin sowieso Vegetarier.“

b) Ich schlage ihm anerkennend auf die Schulter und sage: „Sie sind mir ja ein rechter Nimrod.“

c) Ich bitte, ihn vor seiner Trophäe fotografieren zu dürfen.

Aufwelche Weise sie sich mit dem sympathischen Wirtschaftskapitän anfreunden, ist ziemlich egal. Hauptsache, Sie tun es.

7. Du strickst während einer Parlamentssitzung, und Dir bricht die Nadel ab.

a) Ich verwickle meinen Nachbarn in ein Gespräch über Politik und nutze die Überraschung, um ihm eine Nadel zu klauen.

b) Ich stricke mit der Ausklapp-Nadel meines Schweizermessers weiter.

c) Ich beantrage eine Sitzungspause, da ich „noch ein paar wichtige Besorgungen“ machen muß.

Vorsicht, Fangfrage! Denn der grüne Liberale gestattet sich selbstverständlich keinen Rückfall in die infantilen Protestrituale der Gründerväter. Also weder a) noch b) und schon gar nicht c) ankreuzen.

8. Du strickst während einer Parlamentssitzung und Dir geht die Wolle aus.

a) Ich zerbreche auch die zweite Nadel, um Ying und Yang wieder in Einklang zu bringen.

b) Ich bleibe gelassen und warte, daß die Kräfte des freien Marktes zu wirken beginnen.

c) Ich stricke einfach weiter.

Wenn Sie bei 8. trotz unserer kleinen Hilfestellung gepatzt haben sollten, ist b) Ihre letzte Chance. Na gut, c) geht auch.

9. Du hast Deinen Golfpartner auf Treu und Glauben zwei Millionen geliehen und er zahlt nicht pünktlich zurück.

a) Ich lasse mir sein Haus/Unternehmen/Pferd überschreiben.

b) Ich verdoppele die Zinsen.

c) Ich leite die Pfändung ein.

Wenn Sie wirklich so dämlich wären, Ihr Geld einfach so zu verpumpen, dann haben Sie vielleicht genug Kohle, aber ein zu viel schwaches Renditenchakra, um bei den neuen Grünen die Sonnenblume putzen zu dürfen.

Georg Behrend/ André Mielke