„Goooood mooorning Bremen ...“

■ „Antenne Bremen“, erster privater Vollzeit-Rundfunksender des Bundeslandes, geht auf Sendung / Programm für 30- bis 50jährige / Name schafft Ärger mit Antenne Niedersachsen

In Bremen ist gestern der erste private Vollzeit-Radiosender „on air“ gegangen. Punkt 11.30 Uhr gaben die Bürgermeister Henning Scherf (SPD) und Hartmut Perschau (CDU) den Äther frei für „Antenne Bremen“. Damit hat nun auch Bremen als letztes Bundesland einen eigenen Privatsender.

Das Programm soll laut Chefredakteur Gerrit Reichert „das Land Bremen in seiner politischen und gesellschaftlichen Vielfältigkeit abbilden“. Nachrichten gebe es morgens zur Prime-time zur vollen und zur halben Stunde. An erster Stelle stehe dann immer das Neueste aus dem Land Bremen. Das Programm sei zudem sehr stark service-orientiert. Das gelte vor allem für die Wetter- und Verkehrsinformationen. Von 20 bis fünf Uhr wird der Betrieb allerdings „automatisiert“. Es wird also fast nur Musik gespielt. Nachrichten werden dann gar nicht gesendet.

Zur Musik hieß es, sie sei „sehr schön und frisch“. Zielgruppe des Programms sind, so Geschäftsführer Ulrich Schürger, die „jung gebliebenen 30- bis 50jährigen“. Produziert wird das Programm von einem Kernteam von neun Redaktions-Mitgliedern. Sechs Volontäre will der Sender zudem ausbilden. Mangelnde lokale Kompetenz, weil die maßgeblichen Programmacher nicht aus Bremen kommen, wies Programmdirektor Schürger vehement zurück. Auch Spekulationen, die Nachrichten würden von Radio Schleswig-Holstein eingekauft, bezeichnete er als unwahr. Bleibt jedoch, daß Bremerhaven zunächst leer ausgeht. Ein Studio dort soll erst in sechs Monaten eingerichtet werden. Dies entspricht jedoch dem Programmvertrag.

Empfangen werden kann „Antenne Bremen“ auf den UKW-Frequenzen 89,8 in Bremen und 104,3 in Bremerhaven. Das Sendegebiet umfaßt Bremen samt Umland einschließlich Delmenhorst sowie Osterholz-Scharmbeck. Über die Bremerhavener Frequenz werden das Umland der Seestadt sowie Nordenham und Wilhelmshaven erreicht. Das entspricht 1,2 Millionen Menschen. 20.000 bis 30.000 davon will der Sender im ersten Sendejahr stündlich an sich binden.

Vorfinanziert wird „Antenne Bremen“ aus einem Gesellschafterpool. Die größten Anteile entfallen mit 24,5 Prozent auf die Weserwelle-Radio GmbH, die den Vorläufer-Sender „Radio 107.1“ gegründet hatte, und mit 24,4 Prozent auf Radio Schleswig-Holstein. Die Bremer Tageszeitungen AG hält 16 Prozent, die Nordsee Zeitung zehn Prozent. Hinzu kommen der Veranstalter KPS (13 Prozent), die Nordwest-Zeitung Oldenburg und Radio Bremen (jeweils sechs Prozent) sowie die Bremische Evangelische Kirche (0,1 Prozent). Angeblich liegt den Planungen ein Budget von zwölf Millionen Mark für vier Jahre zugrunde, bevor der Sender schwarze Zahlen schreiben soll.

Ob der Sender dann noch „Antenne Bremen“ heißt, bleibt abzuwarten. Der schärfste Konkurrent auf dem privaten Radiomarkt, Hit-Radio Antenne, hat gestern bereits angekündigt zu prüfen, ob die Namensgebung zulässig sei. Dies dürfte aber problematisch werden, da einer der Gesellschafter den Namen „Antenne Bremen“ bereits vor geraumer Zeit als GmbH hat eintragen lassen. Von daher kann „Antenne Bremen“ selbstbewußt wie zum Sendestart in die Zukunft blicken: Als Auftakt „on air“ reihte der Sender seinen eigenen Start in etwas peinlicher Übertreibung ein in historische Daten wie die Hanserechte Bremens oder Bremens schwerste Bombennacht 1944.

Jens Tittmann