Serben protestieren weiter

■ Erneut Rücktritt von Milosevic gefordert. Serbien verhandelt mit Montenegro

In Serbien dauern die Proteste gegen den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Miloševic an. In vier Städten demonstrierten am Dienstag abend mehrere tausend Menschen. In Jagodina, südöstlich von Belgrad, nahmen mehr als 3.000 Menschen an den Protesten teil, zu denen die von Zoran Djindjic angeführte Allianz für Veränderungen aufgerufen hatte.

Es gelte heute, zwischen Serbien und Miloševic zu entscheiden. In mehreren Städten Serbiens sei derzeit eine friedliche soziale Revolution im Gange, sagte Djindjic. Zuvor hatte seine Partei DS das Verfassungsgericht angerufen, um Miloševic wegen Verfassungsbruchs des Amtes zu entheben. Auch im südlichen Leskovac, im zentralserbischen Valjevo und in der Wojwodina-Stadt Zrenjanin versammelten sich mehrere tausend Menschen zu Kundgebungen.

Unterdessen haben Vertreter der Regierungsparteien Serbiens und Montenegros gestern zweitägige Gespräche über eine Neudefinition der Beziehungen zwischen den beiden jugoslawischen Republiken aufgenommen. Zur Debatte steht ein Vorschlag der prowestlichen montenegrinischen Regierung, der eine lockere Konföderation aus zwei Staaten vorsieht. Zu Beginn des Treffens im Belgrader Parlament sagte der Leiter der montenegrinischen Delegation, Zeljko Sturanovic, man wolle die Haltung der serbischen Parteien ausloten.

Der mit der jugoslawischen Zentralregierung in Belgrad im Streit liegende montenegrinische Präsident Milo Djukanovic erklärte am Dienstag abend im bosnisch-serbischen Fernsehen, er hoffe, daß Serbien den Vorschlag aus Podgorica ernst nehme. Andernfalls wisse Montenegro sein Leben am Vorabend des 21. Jahrhunderts alleine zu organisieren. AP/dpa