Salzstangen und Erdnüsse: Grüne unterm Regenbogen

Mit Neuentreffs versuchen sich Grün-Alternative und Ex-Grün-Alternative in Altona in der Basiswerbung. Beobachtungen von  ■ Peter Ahrens und Sven-Michael Veit

Es gibt Häppchen, es gibt Apfelschorle und Salzstangen, und es gibt das Konzeptpapier „GAL von morgen“ noch obendrauf. Die Altonaer Grünen geben sich alle erdenkliche Mühe, es ihren Gästen angenehm zu machen. Auch wenn das nur drei sind, die am Mittwoch abend zum Neuen- und Interessiertentreffen der Partei in die Geschäftsstelle gekommen sind.

„Tagt ihr öffentlich?“, „Kann man da auch was Schriftliches bekommen?“ Die Fragen, die den GAL-Leuten an diesem Abend gestellt werden, sind zunächst noch ein bißchen zaghaft und hausbacken. Aber man merkt zumindest: Es ist Interesse an der Partei da, Interesse, vielleicht mal bei der Kommunalpolitik mitzutun.

Und überhaupt: Christine Müller vom Altonaer GAL-Bezirksvorstand und seit gut zwei Wochen auch Landesvorstandsmitglied, findet das ganze Krisengerede um die Grünen gar nicht so berechtigt. In den vergangenen drei Jahren sei die Partei am stärksten gewachsen, sagt sie. Und beim Schnuppertreff des Landesverbandes am Dienstag seien sogar fast 30 Leute da gewesen. Aber die Presse wolle ja immer nur etwas über Austritte hören.

Und was ist mit dem Regenbogen, der Zerreißprobe um den Kosovo-Krieg? Alles nur eine Kleinigkeit? Das vielleicht nicht, aber für Christine Müller kein Grund, schwarz zu sehen. Die Konflikte mit den Leuten, die jetzt beim Regenbogen sind, habe es vorher schon genauso gegeben. „Jetzt, wo die draußen sind, können wir zumindest machen, was wir wollen.“ Früher habe im Bezirksverband „doch der eine Hü und der andere Hott gesagt“, das habe auch in der Öffentlichkeit manchmal nicht gut ausgesehen. Jetzt „können wir viel geschlossener auftreten“.

Und, so könnten böse Zungen mutmaßen, einfache Antworten geben auf schwierige Fragen, mit denen sich der Regenbogen so herumschlägt. Welche Perspektive könnte es geben, jetzt und auch überhaupt als eine Partei, die so noch nicht existiert, fragen sich und andere die acht Frauen und elf Männer zwischen 25 und 60, die am Montag abend – „aus Neugier“, wie alle sagen, die sich zu Wort melden – zum ersten Neuentreffen des Regenbogen Altona in die Werkstatt 3 gekommen waren. Alle vier Mitglieder der Bezirksfraktion sitzen auf dem Podium, und Moderator Wolfgang Ziegert (Ex-Bezirksvorstand) beteuert: „Wir wollen mit euch ins Gespräch kommen.“

Zum Beispiel mit „Anna vom Stadtteilladen“, die wissen möchte, „wie man Leute dazu bekommt, sich zu bewegen und mit zu gestalten“? Oder mit Edith Wessel, die von der „Verlogenheit der Regierungs-GAL enttäuscht“ ist und nun auf eine „Neue Ehrlichkeit der Neuen Linken“ hofft. Oder mit der Kleingärtnerin Julia aus Ottensen, die mit ihrem Garten nicht auf den Autobahndeckel umziehen will. „Ich hoffe“, geht sie Umweltpolitiker Klaus-Peter Neitzke direkt an, „daß Du unser Mann bist.“

Ist er nicht. Als GALier seien sie „im Prinzip“ für den Deckel gewesen, und als Regenbogen sei das nicht anders, sagt Neitzke, und sein Fraktionschef Olaf Wuttke fügt schnell hinzu: „Wir nehmen eure Interessen natürlich ernst, aber wir können jetzt nicht sagen, daß wir das auch so machen.“ Keine Antwort, die Julia zufriedenstellt.

Doch Kurzfristigkeit ist es nicht, was die auf dem Podium von ihrem Schnupper-Publikum wollen. Manchmal gehe es ihm schon auf die Nerven, sagt Wuttke, daß „wir Politiker als Dienstleistungsunternehmen betrachtet werden“. Alle vier Jahre zur Wahl gehen, das allein könne es doch wohl nicht sein.

„Ja, eben“, möchte da Klaus-Peter Berndt (Ex-Landesvorstand), der sich unters Publikum gemischt hat, „an das anknüpfen, was der Olaf eben gesagt hat“. Wie können wir Netzwerke bilden, „mit euch in den Initiativen, in den Gruppen“, fragt er in die Runde. Seine Hoffnung sei, sagt er, „daß wir uns gegenseitig befruchten und anstoßen können“, und schiebt sich eine weitere Handvoll Erdnüsse rein.