Wachsender Müllstau in Pankow

■  Zuwenig Recyclinghöfe im Nordosten Berlins. Nach Einbrüchen hat die BSR den Recyclinghof in Buch geschlossen. Bürger klagen über zunehmende Vermüllung

Der Nordostraum Berlins ist mit Recyclinghöfen unterversorgt. Seit im Juni der Hof im Pankower Bezirksteil Buch geschlossen wurde haben die Bürger in Nord-Pankow sowie in Karow und Blankenburg (Weißensee) keine Möglichkeit mehr, ortsnah Sekundärrohstoffe zu entsorgen.

„Die Stadtreinigungsbetriebe nehmen ihren Entsorgungsauftrag nicht ausreichend wahr“, klagt die amtierende Pankower Bürgermeisterin, Gisela Grunwald (PDS). Recyclinghöfe sind die einzige kostenlose öffentliche Annahmestelle für sortierten Haus- und Sondermüll. Auch Altpapier kann nur noch hier kostenlos entsorgt werden, seit die BSR vor kurzem den Großteil ihrer öffentlichen Altpapiercontainer eingezogen hat.

Hauptgrund für die Schließung seien „Vandalismus und permanente Bedrohungen“, erläutert BSR-Sprecherin Sabine Thümler. „Wir konnten quasi schon einen Dauerauftrag einrichten, um den Zaun reparieren zu lassen, der an jedem Wochenende neu aufgebrochen wurde.“

Bürgermeisterin Grunwald kann diese Begründung nicht nachvollziehen: „Wenn alles, was irgendwie gefährdet ist, geschlossen werden würde, gäbe es bald gar nichts mehr.“ Sie vermutet, daß betriebswirtschaftliche Motive dahinterstecken. Die Frequentierung des Bucher Hofes ist gering: Nur 6 Leute pro Stunde hätten dort ihren Müll entsorgt – auf anderen Recyclinghöfen seien es über 100 pro Stunde, bestätigt Thümler. Als Alternative zu Buch sollen die Anwohner die Recyclinghöfe in Marzahn oder Pankow nutzen. Doch auch in Pankow ist einer von zwei Höfen baubedingt bis September geschlossen. „Am Wochenende stellen die Leute ihren Müll vor den geschlossenen Hof oder eben in die Büsche, da ist jetzt immer mehr Müll“, klagt eine Anwohnerin.

Die Umstellung der Altpapierentsorgung von öffentlichen Containern auf kostenpflichtige „Blaue Tonnen“ sei in Pankow völlig unkoordiniert abgelaufen, wirft Grunwald der BSR vor. Auch von der Schließung des Recyclinghofes sei der Bezirk überrascht worden. Mit der Rückendeckung des Bezirksparlaments fordert sie in einem Brief an die Stadtreinigungsbetriebe, wenigstens den Recyclinghof wieder zu öffnen.

Doch das ist der BSR zu teuer. Um Wasserschutzauflagen zu erfüllen, seien hohe Investitionen nötig, erläutert Sprecherin Thümler. Bisher berät die BSR noch intern über ein Konzept gegen die Unterversorgung im Nordostraum. Silvia Lange