Mehr Mut für Mädchen

Gleichstellungspolitik im Jahr 2000: Frauen und Mädchen sollen mehr Chancen in den Neuen Medien erhalten  ■ Von Karin Flothmann

Die Hamburger Ehe boomt. Rund 50 schwulesbische Paare haben sich inzwischen in der Hansestadt für den Weg zum Standesamt entschieden, um sich dort eintragen zu lassen. Mit diesem symbolischen Akt sind bisher jedoch keinerlei Rechte oder Pflichten verbunden. Wollen schwulesbische Paare ihre „Ehe“ rechtlich absichern, so müssen sie auf Zusatzverträge zurückgreifen. Hier will das Senatsamt für die Gleichstellung Hilfe bieten. In Kürze erscheint daher ein Leitfaden, der über wichtige Details eines Partnerschaftsvertrags informieren wird. „Dieser Leitfaden“, so verrät Krista Sager (GAL), „ist übrigens genauso hilfreich für heterosexuelle Paare, die nicht heiraten wollen.“

In ihrer Funktion als Gleichstellungssenatorin präsentierte Sager gestern die Schwerpunkte ihrer Politik im Jahr 2000. Und die wirken auf den ersten Blick fulminant: Die Chancen für Frauen in Zukunftsberufen stehen ganz oben auf der Agenda. Zugleich will das Senatsamt die Bekämpfung des Frauenhandels vorantreiben, die Gewalt in Beziehungen eindämmen und die Integration von Migrantinnen fördern. Der Etat in Höhe von 1,229 Millionen Mark mutet da vergleichsweise mickrig an. Doch die Summe hat wenig Aussagekraft. Denn das Senatsamt nimmt Querschnittsaufgaben wahr: Es gibt Studien in Auftrag, lädt zu Symposien und initiiert Modellprojekte.

Eine Studie soll im kommenden Jahr beispielsweise untersuchen, wie die Berufschancen von Frauen im Multimediabereich aussehen. Immerhin boomt die Branche in Hamburg. Senat und Bürgerschaft gründeten schon 1997 die Initiative „Multimedia-City Hamburg“, die Wirtschaftsbehörde rief das Netzwerk „Hamburg newmedia§work“ ins Leben, und das Arbeitsamt unterstützt mit dem Projekt „Multimedix“ die Aus- und Weiterbildung in den Neuen Medien. Doch inwiefern Frauen an diesen Vorhaben beteiligt werden und in welchem Maße sie gefördert werden, ist bisher unbekannt.

Da multimediale Fähigkeiten bereits in der Schule ihren Anfang nehmen, ist außerdem in Zusammenarbeit mit der Schulbehörde ein Computer-Projekt für Mädchen geplant. Schon in der Grundschule sollen Schülerinnen in speziellen Kursen lernen, wie ein PC funktioniert. 1998 stellte die Bund-Länder-Kommission zur Bildungsplanung bereits in einem Gutachten fest, daß Schülerinnen nach wie vor benachteiligt sind, wenn es um Computer geht. Nur 27 Prozent von ihnen haben zu Hause einen eigenen PC, bei den Jungen sind es immerhin 70 Prozent.

Außerdem stellen Mädchen und Jungen ganz unterschiedliche Erwartungen an den Computer. Während Schülerinnen hauptsächlich am praktischen Nutzen interessiert sind, spielen Schüler mit dem PC und stürzen sich auf die technischen Aspekte der Geräte. Getrennter Unterricht ist daher notwendig, findet Sager: „Um Mädchen Mut zu machen und bei ihnen technische Begeisterung zu wecken.“