Studentenführern in Teheran droht die Todesstrafe

■  „Kontakt zu Konterrevolutionären“ und „Aktivierung von monarchistischem Gedankengut“ als Vorwurf. Grund: angeblich eine Auslandsreise

Berlin (taz) – Zwei iranische Studentenführer sind in unmittelbarer Lebensgefahr. In einem Kommuniqué des für den Geheimdienst zuständigen iranischen Informationsministeriums werden der Vorsitzende des Nationalen Studentenverbandes, Manuscher Mohammadi (28), und sein Stellvertreter, Gholamresa Mohadscheri Nedschad (27), des Kontakts zu „Konterrevolutionären“ bezichtigt. Auf dieses „Delikt“ steht in der Islamischen Republik die Todesstrafe. Beide wurden am Sonntag verhaftet.

Mohammadi und Nedschad gehören zu den Führern der Studentenproteste der vergangenen Woche. Am Vortag seiner Verhaftung hatte Mohammadi per Telefon ins Ausland berichtet, bei den Demonstrationen seien fünf bis neun Studenten getötet worden.

Als Vorwand für die Beschuldigung gegen Mohammadi und Nedschad dient eine Auslandsreise. Sie führte sie in die Türkei, die USA und nach Deutschland. Gastgeber in Deutschland war unter anderem die Heinrich-Böll-Stiftung in Rheinland-Pfalz. Über Mohammadi heißt es in dem Kommuniqué aus Teheran: „Im Herbst und Winter des Jahres 1377 (Dezember 1998 bis Februar 1999, d. Red.) reiste der oben Genannte zusammen mit einer Person namens Gholamresa Mohadscheri Nedschad infolge ihrer früheren Kontakte und mit Unterstützung konterrevolutionärer Gruppierungen und Organisationen und sogenannten westlichen Menschenrechtsorganisationen in die Türkei, USA und andere Länder.“ Beide hätten während dieses Aufenthaltes „mehrere private Sitzungen und Treffen mit konterrevolutionären Kräften und Menschen der sogenannten westlichen Menschenrechtsorganisationen“ gehabt und dabei „die politische Linie und weitere neue Strategien für ihre weiteren Aktivitäten erhalten“. Eine davon sei die Gründung des Nationalen Studentenverbandes gewesen.

Weiterhin wird beiden „Aktivierung der jungen Generation zum monarchistischen Gedankengut“ vorgeworfen – ebenfalls ein todeswürdiges „Delikt“.

Am Montag wurde Mohammadi im iranischen Fernsehen vorgeführt, wo er ein „Geständnis“ ablegte. In einer vom Innenministerium verbreiteten Erklärung heißt es, Mohammadi habe zugegeben, im Ausland Geld erhalten zu haben.

Zur Unterstützung der beiden Studentenführer hat sich in Deutschland ein Komitee gegründet (siehe unten). Nach dessen Informationen sind in der vergangenen Woche zwischen 1.300 und 1.500 Studenten verhaftet worden. Davon sollen etwa 750 wieder auf freiem Fuß sein.

Am vergangenen Dienstag abend hatten Mitglieder der religiösen Miliz der „Bassidsch“ ein Treffen von Studenten gestürmt. Die religiösen Hooligans feuerten mit scharfer Munition in die Menge. Dabei wurden Mohammadi und Nedschad verletzt. Beide hielten sich in den letzten Tagen versteckt. Thomas Dreger ‚/B‘Komitee zur Rettung des Lebens von Mohammadi und Mohadscheri Nedschad. c/o Mehdi Jafari-Gorzini, Gutenberg Universität Mainz, Colonel-Kleinmann-Weg 2, 55128 Mainz