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Prunk und Punk

■ 26 Modedesign-Studenten bringen ihre Entwürfe für die Zukunft auf den Laufsteg

Schöner Schein und dünne Beine, die sich von vornehmen Herren angeiern lassen. Die Oberfläche der Dinge wird ungeachtet ihres Inhalts modelliert, perfektioniert, maskiert. Das zeichnet die leicht flüchtige Welt der Mode aus, so zumindest das gängige Vorurteil.

Dieser ambivalente Charakter der Bekleidungskunst kommt schon im Titel der Modenschau der etwas anderen Art zum Ausdruck: Wieviele lieben Dich verlogen Deiner Schönheit wegen? 26 Studenten des Fachbereichs Modedesign der Fachhochschule für Gestalung zeigen in einer nächtlichen Show 70 Outfits. Zu sehen werden Ausschnitte aus Kollektionen sein, die nach selbstgewählten Themen der angehenden Modedesigner entstanden sind und multimedial jeweils zu einem Gesamtbild inszeniert werden. Dazu gehören Video-Projektionen sowie Musik und Gedichte. Letztere wurden von Tim Becker passend zu dem Gezeigten geschrieben. Den Teppich aus Drum'n'Bass-Klängen legt dazu die Wiener Aromabar aus.

So wurden die Tableaus „Inszenierung der Geschlechter“, „Divine & Evil“ oder auch „dienstbare Geister der Moderne“ in Szene gesetzt. Schon die Themenwahl läßt ahnen, daß die präsentierte Mode nicht immer schön sein will. Das entspricht auch der Auffassung von Sibilla Pavenstedt. Die international erfolgreiche Modedesignerin und Gastprofessorin an der Fachhochschule hat künstlerische Hilfestellungen und Anleitungen im Design gegeben.

Mit blutig geschminkten Zähnen und Kravatten, die zu einem Damenoberteil umfunktioniert wurden, schaffen die Jungdesigner visionäre Zukunftslooks. Nichts steht mehr fest, wird demonstriert. Was Frau ist, kann auch Mann sein, was häßlich ist, ist schön. Identitäten werden in ihre konstruierten Einzelteile zerlegt und zu etwas Neuartigem zusammengesetzt.

Anna von Villiez

Fr, 23. Juli, Modenschau: 23 Uhr

Party: 24 Uhr, Bunker am Heiligengeistfeld, 4. Stock

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