Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Analyze This USA 1999, R: Harold Rami, D: Robert DeNiro, Billy Crystal / Originalfassung ohne Untertitel

Originaltitel und -fassung von „Reine Nervensache“. Kurzkritik siehe dort. UFA-Palast

Asterix & Obelix gegen Caesar Frankreich/Deutschland 1998, R: Claude Zidi, D: Gérard Depardieu, Christina Clavier, Gottfried John

„Und? Ist der Film gut? Sagen wir mal so: Richtig schlecht ist er nicht. Als von den Trickfilmen gebannter Fan wird man eindeutig angenehm überrascht. Ausstattung und Kostüme sind den Heftchen liebevoll nachempfunden, die Darsteller – neben den Titelhelden vor allem Gottfried John mit aufgesetztem Römerzinken als Caesar und Roberto Benigni als Intrigant Destruktivus – brauchen sich nicht hinter den Kollegen von „Familie Feuerstein“ zu verstecken. Auch fliegen die Leginonäre nach Ohrfeigen und Kinnhaken ungefähr so durch die Luft, wie man sich das bei der Comic-Lektüre immer ausgemalt hatte ... aber genau da, bei den special effects, muß die Mäkelei einsetzen, denn so manche Tricks – etwa der mit dem Elefanten in der Arena – sehen wirklich zu hausbacken aus, da erwartet der verwöhnte Kinogänger Ende der 90er Jahre von einer internationalen Großproduktion deutlich bessere Effekte, zudem es am Geld offenbar nicht gefehlt hat.“ (Zitty) CinemaxX

B

Better than Chocolate Anne Wheeler, D: Wendy Crewson, Karyn Dwyner, Christina Cox / Previews am Freitag nur für Frauen

„Wenn Frauen zu sehr lieben: Die neugierige Maggie reibt sich auf zwischen ihrer neuen Freundin Kim, der neurotischen Mutter und ihrem Engagement im Frauenbuchladen. Eine schlecht ausbalancierte Komödie mit Gute-Laune-Message: Frau wird irgendwie glücklich.“ (Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol)

The Big Lebowsky USA 1998, R: Joel Coen, D: Jeff Bridges, John Goodman / umsonst und draußen!

Oblomov trifft auf Philip Marlowe, und man muß schon die irrwitzige Fantasie der Coen-Brothers haben, um den größten Faulpelz der Literaturgeschichte mit Raymond Chandlers gebrochenem romantischen Privatdetektiv in einer Figur zu vereinen. Jeff Lebowski ist „der trägste Mensch von Los Angeles“: Der ewige Hippie schlürft ständig bekifft und in Boxershorts durch den Film. Ausgerechent dieser Antiheld wird nun in eine äußerst komplizierte Entführungsgeschichte verwickelt, bei der die Konventioenn des Detektivfilms mit schönstem Übermut ad absurdum geführt werden. (hip) Open-Air-Kino im Haus am Walde

Bob Marley in Concert Deutschland 1988, R: Stefan Paul

„Reggae, Rastafari, Bob Marley – eine heilige Dreifaltigkeit. Seit dem Krebstod des jamaikanischen Superstars ebbt die Schwemme an überflüssigem Marley-Material nicht ab, die in langweiliger Regelmäßigkeit jeden Klang, jedes Wort, jeden Jauchzer des charismatischen Propheten noch einmal als ultrarar verhökert. Dieser Film zeigt die Höhepunkte der letzten Konzerte von 1979 und 1980 und garniert sie mit kurzen Sequenzen von Marleys Begräbnis.“ (tip) Cinema

Der Bremen-Film 1945-1989 Bremen 1999, R: Ulrich Scholz

Man verzeiht den Dokumentarfilmern ja fast alles, wenn sie ungesehene Bilder vom Altbekannten zeigen. Der zweite Teil der Bremen-Trilogie von Ulrich Scholz (Regie & Schnitt) und Diethelm Knauf (Buch & Recherche) hat die gleichen Schwächen wie sein Vorgänger: Filmmusik und Sprecherstimme leiern monoton, der Text ist so pädagogisch wie Lehrfilme aus den 60ern. Der Film beginnt natürlich mit Trümmerlandschaften, und von den 50ern zeigt er fast nur Handel und Wandel. Protzen konnten und wollten die Filmemacher mit ihren Schätzen aus den 60ern: Dutschke in der Lila Eule, Bruno Ganz im Bremer Theater und Uschi Nerke im Beatclub. Von den 70ern bleibt schon weniger in Erinnerung (Reformuni und das schöne Ostertorviertel), und bei den 80ern machten die Filmemacher nur noch Dienst nach Vorschrift. Da überraschen nur noch die Bilder von der britischen Königin auf dem Markplatz (mit Koschnick und Roland im Hintergrund) als Kuriosität. (hip) Schauburg

Buena Vista Social Club USA 1998, R: Wim Wenders, D: Ry Cooder and the Buena Vista Social Club

Nun ist es mit Wim Wenders schon so weit gekommen, daß es ein Lob ist, wenn man sagt, sein neuer Film würde überhaupt nicht wie ein Film von Wim Wenders aussehen. Der einstige Hoffnungsträger des deutschen Films hatte sich scheinbar endgültig in den Elfenbeinturm zurückgezogen, aber nun holt ihn sein Leib- und Magenmusiker Ry Cooder wieder ins wirkliche Leben zurück. Er lieferte Geschichte, Personal, Drehorte und Musik – Wim Wenders brauchte wirklich nur die Kamera draufzuhalten. So gehört der Film ganz und gar dem „Buena Vista Social Club“, einer Gruppe von über siebzig Jahre alten kubanischen Musikern, die alle schon ihre Karrieren beendet hatten und ärmlich als Schuhputzer oder Hausmeister ihr Leben fristeten. Ganz zufällig brauchte Ry Cooder vor einigen Jahren in Havanna ein paar kubanische Musiker für eine Plattenaufnahme, entdeckte die alten Hasen, holte sie aus dem Ruhestand zurück, nahm die Platte „Buena Vista Social Club“ mit ihnen auf, und diese wurde überraschend ein großer internationaler Erfolg. So zeigt der Film etwa den 92jährigen Compay Segundo, der stolz über seiner brennenden Havanna verkündet: „Ich rauche seit 85 Jahren.“ Oder den Pianisten Ruben Gonzales, der an Arthritis litt, zehn Jahre lang an keinem Klavier gesessen hat und nun auf dem Steinway wunderbar jazzig improvisiert. Die Stimme des 71jährigen Ibrahim Ferrer (Kubas Nat King Cole) mag manchmal ein wenig brüchig klingen, aber gerade dadurch schwingt in ihr die ganze Kultur des kubanischen „Son“ mit. (hip) Schauburg, Casablanca (OmU, Ol), Apollo (Whv)

Bulworth USA 1998, R: Warren Beatty, D: Warren Beatty, Oliver Platt / Originalfassung mit Untertiteln

„Wenn einer als Hollywood-Star, Produzent und Vorzeige-Liberaler schon lange so berühmt ist wie Warren Beatty, dann hat er vielleicht eines Tages einfach die Nase voll von den Zwängen der Political Correctness. So mag er sich die Figur des US-Senators Bulworth ausgedacht haben, der im Wahlkampf seinen Zuhörern statt des üblichen opportunistischen Blablas böse Wahrheiten über das zynisch-korrupte Politik-Geschäft zu servieren beginnt – und zwar in provozierend obszönem Rap-Gesang. Die dreiste „Bulworth“-Farce, in der Beatty als Produzent, Koautor, Regisseur und Star auftrumpft, verheddert sich gegen Ende selbst ein wenig in ihren Volten, doch sie ist zweifellos, neben Mike Nichols' „Primary Colours“, die brillanteste Politsatire, die sich Hollywood in den letzten Jahren geleistet hat.“ (Der Spiegel) Atlantis

C

The Corruptor USA 1999, R: James Foley, D: Chow Yun-Fat, Mark Wahlberg / Originalfassung ohne Untertitel

„Ein Bullenfilm der alten Schule: Sex und Gewalt, Korruption und Männerfreundschaft. Chow Yun-Fat spielt den Fuchs, der sein Revier Chinatown im Griff hat und sich schmieren läßt, Mark Wahlberg einen Ehrgeizling, der ihn im Namen der Gerechtigkeit aufs Kreuz legt. Regisseur James Foley erzählt schnell und konzentriert und schafft ein Stück Hongkong-Kino aus New York.“ (Der Spiegel) UFA-Palast

D

Dance with Me USA 1998, R: Randa Haines, D: Venessa Williams, Chayanne

"Dance with me“ ist leichter gesagt als getan, wenn die Partner ganz verschiedene Vorstellungen vom Tanzen haben. Ruby, eine kühle amerikanische Profi-Tänzerin, bewegt sich stets streng nach Choreographie, während der kubanische Hausmeister Rafael spontan den Rhythmen folgt. Daß die beiden trotzdem ein Paar werden, gehört zu den Regeln des Tanzfilms wie der Wiegeschritt zum Tango. Die Balzerei aber inszeniert Regisseurin Randa Haines (“Gottes vergessene Kinder“) ohne jedes Gefühl für Takt und Tempo – ihr Film gerät ins Stolpern, sobald er die Tanzfläche verläßt.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter

E

Eine wie keine USA 1998, R: Robert Iscove, D: Rachael Leigh Cook, Freddie Prinze Jr.

„Ein College-Film vom Reißbrett: Der Schönling Zack pickt sich die graue Maus Laney heraus und spielt ihr Liebe vor, um sie zur Prom-Queen zu machen. „Der Widerspenstigen Zähmung“ von Shakespeare stand Pate, doch an der Westküste sieht das so aus: makellose Körper und kindische Intrigen.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kinocenter

G

Das Gegenteil von Sex USA 1998, R: Don Roos, D: Christiana Ricci, Lisa Kudrow, Martin Donovan

„Christiana Ricci spielt in „The Opposite of Sex“ ein hinreißend frühreifes Früchtchen: Die 16jährige Dedee flieht vor ihrer Mutter, spannt dem schwulen Halbbruder den Freund aus, vertuscht einen Mord und kommt doch am Ende unbeschadet davon. Als Erzählerin kommentiert sie ihre Eskapaden mit Scharfsicht und Lakonie: „Wenn Sie denken, ich bräuchte nur ein wenig Liebe, sind Sie auf dem Holzweg. Ich habe kein goldenes Herz und werde im Laufe des Films auch keins bekommen.“ Dieser schlaue Sommerfilm über die Ausreißerin Dedee, die mitleidlos ihre Beziehungsspielchen treibt, ist auch in den Nebenrollen ein Genuß: Lisa Kudrow spielt eine keifende Jungfer, Martin Donovan das schwule Weichei und Lyle Lovett den knorrigen Bullen mit Herz.“ (Der Spiegel) Filmstudio, UFA-Palast, Casablanca (Ol)

Go USA 1999, R: Doug Liman, D: Sarah Polley, Scott Wolf, Katie Holmes

„Limans Debüt „Swingers“ war charmant zeitlos, „Go“ definiert sich klar in den Spätneunzigern. Alkoholgeschwängertes Sozialisieren wich anonymen Clubbing auf Ecstasy, stringente Erzählstrukturen wurden durch ein episodenhaftes, nicht chronologisches Story-Kaleidoskop ersetzt. Einen Zeitraum von 24 Stunden umspannend, beschreibt der Film vordergründig die Auswirkungen eines fehlgeschlagenen Drogendeals aus diversen Perspektiven. Eigentlich geht es in dem prächtig unterhaltenden Ensemblefilm jedoch um schwule Soap-Darsteller, halluzinierendes Kommunizieren mit Hauskatzen und die Shrimpsqualität auf All-you-can-eat-Büffets.“ (tip) Cinemaxx, Ziegelhof-Kino (Ol)

I

Im Zwielicht USA 1997, R: Robert Benton, D: Paul Newmann, Gene Hackman, Susan Sarandon

„Wenn ein Regie-Veteran mit Schauspieler-Veteranen einen Krimi inszeniert, wird das erwartungsgemäß eher feinsinniges Kammerspiel als wilde „Pulp Fiction“. „Kramer gegen Kramer“-Macher Robert Benton engagierte „Old Blue Eye“ Paul Newman, Haudegen Gene Hackman, Knautschgesicht James Garner sowie Susan Sarandon, die hier als alternde Filmdiva mit geheimnisvollem Vorleben auftritt. Die altgedienten Akteure spielen sich in diesem routinierten Film noir gelassen und souverän die Bälle zu.“ (Bremer) Kino 46

Instinkt USA 1999, R: Jon Turteltaub, D: Anthony Hopkins, Cuba Gooding Jr, Donald Sutherland

„Der ehrgeizige Psychiater Cuba Gooding Jr. stürzt sich mit dem Segen seines Mentors Donald Sutherland auf seinen ersten großen Fall: die Rehablilitierung des unter Mordverdacht in einem Hochsicherheitstrakt einsitzenden Verhaltensforschers Dr. Anthony Hopkins, der mehrere Jahre unter Gorillas gelebt hatte. Ein unausgegorener Mix aus „Gorillas im Nebel“, „Einer flog übers Kuckucksnest“ und so ungefähr jedem Gefängnisfilm seit „Papillon“.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Gloria (Del), Wall-Kino (Ol)

J

John Carpenters Vampire USA 1998, R: John Carpenter, D: James Woods, Daniel Baldwin, Sheryl Lee

"Der Typ ist nicht nur häßlich, er riecht auch schlecht!“ – Vampirjäger Jack Crow (James Woods in bestechender Form) ist deutlich anzumerken, daß ihm die blutsaugenden Untoten mächtig auf den Zeiger gehen, speziell deren Oberanführer, Vampirfürst Valek. Crow wurde von Kardinal Alna (Maximilian Schell) in die Wüste von New Mexico geschickt. Im Auftrag des Vatikans soll er mit dem High-Tech-bewaffneten Team um Daniel Baldwin verhindern, daß Vale in den Besitz eines sagenumworbenen Kreuzes kommt. Ironisch, doch voller Respekt für das Genre, mit beinahe charmanten, weil gerade nicht digital erzeugten Effekten, ist „Vampire“ für den Kultregisseur John Carpeneter ein Schritt in die richtige Richtung. Wem sonst als Howard-Hawks-Fan Carpenter könnte es gelingen, einen modernen Vampir-Horrorfilm zu drehen, der in der Gestalt eines klassischen Western daherkommt?“ (TV-Spielfilm) Cinemaxx, UT-Kinocenter, Ziegelhof-Kino (Ol), Passage (Del)

L

Lang lebe Ned Devine Großbritannien 1998, R: Kirk Jones, D: Ian Bannen, David Kelly

„In einem kleinen Dorf im Süden Irlands stirbt Ned Devine, der Gewinner des großen Lottojackpots, vor Schreck an einem Herzschlag. Doch ist das ein Grund, daß er seinen Gewinn nicht bekommt? Seine Nachbarn fassen, angeführt von dem regen Jackie O–Shea, den Plan, dem von der Lottogesellschaft entsandten Prüfer einen Gewinner namens Ned Devine zu präsentieren. „Waking Ned Devine“ ist einer dieser raren Filme, bei dem einem endlich wieder bewußt wird, wie schön und herzerfrischend Kino sein kann. Mit seinen skurrilen Gestalten, grandiosen Gesichtern und unbezahlbarem Witz erzählt Regiseur Kirk Jones eine Geschichte aus dem Leben, voller Herz und natürlich mit einem tiefen Blick in menschliche Abgründe. Doch wer würde nicht sein Glas auf das Wohl von Ned Devine erheben, dem mehrfachen Lottomillionär?“ (TV-Spielfilm) Filmstudio, KoKi im Atlantis (Bhv)

Das Leben ist schön Italien 1998, R: Roberto Benigni, D: Benigni, Nicoletta Braschi

„In seinem vieldiskutierten (und -prämierten) Film spielt Benigni einen lebenslustigen, jüdischen Buchhändler, der nach einigen Jahren glücklichen Familienlebens mit seinem vierjährigen Sohn in ein deutsches Vernichtungslager gebracht wird, in das ihm seine junge Frau aus freien Stücken nachfolgt. Der Vater, der sein Kind im Lager verstecken kann, redet diesem ein, das ganze sei nur ein großangelegtes Spiel, bei dem der Gewinner mit einem richtigen Panzer belohnt werde. Benignis melancholische Clownerie und das vorzügliche Spiel aller Beteiligten machen dieses ebenso bewegende wie burleske Lagermärchen zu einer hintergründigen Tragikomödie.“ (NZZ) UT-Kino, Ziegelhofkinos (Ol)

Little Voice Großbritannien 1998, R: Mark Herman, D: Jane Horrocks, Michael Caine

Man kann sich inzwischen darauf verlassen, daß aus Großbritannien in jeder Kinosaison mindestens eine Komödie kommt, die zugleich witzig ist, ans Herz geht und Außenseiter mit einem genauen Blick fürs Detail schildert. Regisseur Mark Herman hat nach „Brassed Off“ nun den nächsten Treffer gelandet, mit immerhin einer Oscarnominierung für die Schauspielerin Brenda Blethyn. Diese spielt hier die gleiche schrille, extrem rücksichtlose und tumbe Anti-Lady wie schon in Mike Leighs „Secrets and Lies“. Jetzt als eine Rabenmutter mit großer Klappe, die ihre scheue Tochter so einschüchtert, daß diese sich kaum aus ihrem Zimmer traut. Dort hat sie sich dafür mit Starpostern und Schallplatten eine Traumwelt aufgebaut, in der sie abwechselnd Judy Garland, Marilyn Monroe, Marlene Dietrich oder Shirley Bassey verkörpert: Der Witz dabei ist, daß sie tatsächlich genauso singen und sprechen kann wie ihre Idole. Der Film erzählt davon, wie ein abgehalferter Agent ihr Talent entdeckt, sie auf die Bühne bringt und dabei natürlich nicht mit ihrem komplizierten Innenleben gerechnet hat. Der Star des Films ist eindeutig die Schauspielerin Jane Horrocks. Alle Stimmen kommen tatsächlich aus diesem kleinen, unscheinbaren Persönchen, und dieses Kontrast reicht schon, um den Film zu tragen. Aber man muß auch das Geschick bewundern, mit dem Mark Herman eine sehr bewegende, zugleich melodramatische, komische und märchenhafte Geschichte um dieses merkwürdige Mädchen herumgebastelt hat. (hip) Filmstudio

Long Hello & Short Goodbye Deutschland 1999, R: Rainer Kaufmann, D: Nicolette Krebitz, Marc Hoseman

„Jeder betrügt hier jeden: der Bulle das Mädchen, das Mädchen den Gangster, der Gangster eine Ex. Film-Noir-Fragmente hat der Regisseur Rainer Kaufmann mit Manierismen und vorsätzlichen Handlungsbrüchen zu einem Zitate-Thriller montiert. Neben den Jungstars Nicolette Krebitz und Marc Hosemann spielt das modische Set-Design eine Hauptrolle. Ein Lifestyle-Krimi für die „Generation Wallpaper.“ (Der Spiegel) Schauburg, CinemaxX, Casablanca (Ol)

M

MacCool und der Piratenschatz Australien 1998, R: Mario Andreacchio, D: Jason Robards, Jennifer Croft

„Ein 149 Jahre alter Papagei kennt das Versteck eines sagenumwobenen Piratenschatzes. Man will dem Star dieses Kinderabenteuers ja nichts Schlechtes wünschen, aber sein Geplapper nervt!“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kino, Passage (Del), Wall-Kino (Ol)

Matrix USA 1999, R: Andy & Larry Wachowski, D: Keanu Reeves, Laurence Fishburne

„Dieser Science-Fiction-Film war einer der Frühjahrshits in den USA und katapultierte Hauptdarsteller Keanu Reeves trotz gewohnt hölzener Leistung in die Zwölf-Millionen-Dollar-Klasse. Die Story bedient sich bei Mythen der Filmgeschichte, plündert „Alien“ ebenso wie „Strange Days“: Die Welt wird von Maschinen beherrscht, die die ahnungslosen Menschen in einer gewaltigen Computer-Simulation gefangenhalten. Nur eine Rebellenschar um den Anführer Morpheus (Laurence Fishburne) kämpft gegen die Versklavung. Der Clou des Films sind die mitreißenden Kung-Fu-Choreographien und sensationelle Special Effects. Nach „Matrix“ werden Action-Filme anders aussehen.“ (Der Spiegel) Schauburg, CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Solitaire (Westerstede), Passage (Del)

Mein großer Freund Joe USA 1998, R: Ron Underwood, D: Bill Paxton, Charlize Theron

„Der 1949 von Ernest B. Schoedsack inszenierte King-Kong-Nachfolger „Mighty Joe Young“ ist ein ideales Modell für einen Kinderfilm und damit für diese Disney-Produktion: Statt des Furcht und Schrecken verbreitenden Riesenaffen ist es hier ein junger Gorilla, der sich mit einem kleinen Mädchen anfreundet und von diesem und seinen Verbündeten vor bösen Menschen geschützt wird. Schon der Film von 1949 war etwas aufdringlich in seinem Bemühen, den Titelhelden als kuscheliges Wesen zu präsentieren. Der Fortschritt der Tricktechnik macht den Nachfolger (eine Mischung aus Computersimulation und Make-up-Technik) 50 Jahre später natürlich „realistischer“, auch wenn er in den (wenigen) Momenten, in denen Joe mal nicht rennen muß, etwas von dem altmodischen Charme seines mittels Stop-Motion-Technik bewegten Vorgängers hat.“ (epd-film) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del)

Mifune (Dogma 3) Dänemark 1998, R: Soren Kragh-Jacobsen

Der dritte Film nach „Das Fest“ und „Idioten“, der nach dem Dogma einiger dänischer Filmemacher gedreht wurde, ist eindeutig der unterhaltsamste und unangestrengteste. Kragh-Jacobsen muß scheinbar nicht mehr wie Thomas Vinterberg und Lars von Trier etwas beweisen, und so geht er mit den Spielregeln (nur Handkamera, kein künstliches Licht, keine melodramatischen Effekte, keine Filmmusik usw.) sehr spielerisch um, bricht auch manchmal das Dogma souverän. Die Geschichte vom Yuppie, der auf dem elterlichen Bauerhof bei seinem geistig behinderten Bruder das wahre Leben und die Liebe findet, ist witzig, originell und mit viel Mitgefühl erzählt. Als Zugabe gibt es noch ein Orgasmusgebrüll, das Meg Ryan in „Harry & Sally“ dezent und keusch klingen läßt. (hip) Filmstudio

Mr. Nice Guy USA 1998, R: Samo Hung, D: Jackie Chan, Richard Norton

„Abgehobene Prügeleien, waghalsige Verfolgungsjagden und viele schmerzhafte Stunts diesmal in Melbourne. Jackie Chan läßt nichts anbrennen. Die bescheidene Handlung sowie das Fehlen überzeugender Schauspieler stört etwas, aber es geht um Action. Faust-Fecht-Fans werden zufrieden vor der Leinwand hocken und zucken, ja bestimmt auch über die blöden Witzchen lachen. Viel Spaß, Jungs.“ (tip) CinemaxX, Ufa-Palast

Die Mumie USA 1999, R: Stephen Sommers, D: Brendan Fraser, Rachel Weisz

„Das Remake des Universal-Klassikers „Die Mumie“ von 1932 orientiert sich leider zu sehr am heutigen Abenteuerfilm. Trotz stimungsvoller Horror-Elemente und spektakulärer Spezial-Effekte wird der Film durch nervige komödiantische Einlagen verwässert. Man wird zwar unterhalten, aber nie erschreckt.“ (tip) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Solitaire (Westerstede)

N

Notting Hill, USA/Großbritannien 1999, R: Roger Mitchell, D: Julia Roberts, Hugh Grant

Die romantische Komödie dieser Kinosaison bringt das englische Flauschemännchen Hugh Grant mit Julia Roberts zusammen. Er ist ein netter, harmloser Buchhändler in London, sie ein Filmstar aus Hollywood und dreht gerade in England einen Film. Sie treffen sich, er schüttet Orangensaft auf ihr Kleid und den Rest können Sie sich ja denken. Mit dem Drehbuchautor Richard Curtis, dem Produzenten Duncan Kenworthy und eben Hugh Grant sind drei von den Machern von „Four Weddings and a Funeral“ wieder am Werk, und „Notting Hill“ ist ähnlich gut poliert und routiert inszeniert. Viele smarte Pointen, ein schönes Paar – was will am mehr? Aber wirklich spannend an „Notting Hill“ ist Julia Roberts. Denn sie spielt hier eine Rolle, die so nah an ihrem eigenen Image ist, daß man sich immer wieder fragt: Ist sie wirklich so? Würde sie wirklich so auf den absurden Medienrummel reagieren? Und sie läßt sich nie in die Karten schauen: Julia Roberts spielt immer haarscharf an einem Selbstportait vorbei, und dies tut sie virtuos. Durch sie wird die recht simple Prämisse des Films, nämlich die Frage, wie wir uns verhalten würden, wenn plötzlich ein Weltstar bei uns in der Küche sitzt, zum Ausgangspunkt für eine Reihe von wirklich brillanten Szenen. (hip) Gondel, CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kino, Lichtspielhaus (Del), Wallkinos (Ol), Solitaire (Westerstede), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

O

Der Onkel vom Mars USA 1999, R: Donald Petrie, D: Jeff Daniels, Christopher Lloyd

„Slapstick um einen notgelandeten Marsbewohner, der das Liebesleben eines Reporters in die richtige Bahnen lenkt. Der Film huldigt zweifach einer schlechten Tradition: aus Sixties-Kultserien mißratene Kinofilme machen und in die Handlung ohne dramaturgische Notwendigkeit (gelungene) Spezialeffekte einzubauen. Hätte man auf die Konstruktion der Geschichte soviel Wert gelegt wie auf den technischen Aspekt, wäre das Ganze vielleicht etwas komischer ausgefallen.“ (tip) CinemaxX

The Opposite of Sex USA 1998, R: Don Roos, D: Christina Ricci, Lisa Kudro, Martin Donovan

Originaltitel von „Das Gegenteil von Sex“. Kurzkritik siehe dort. UFA-Palast, Filmstudio

P

Pünktchen und Anton Deutschland 1998, R: Caroline Link, D: Elea Geissler, Max Felder, Juliane Köhler

„Mit ihrem Kino-Debüt „Jenseits der Stille“ wurde die Regisseurin Caroline Link für den Oscar nominiert. Das wird diesem Film nicht passieren. Zu niedlich die Kinderdarsteller, zu altbacken die Kästnerschen Scherze und Charaktere. Die „German Classics“ von Sat 1 lassen grüßen. Schade, denn mit den Mutterfiguren Juliane Köhler und Meret Becker beweist Link, daß sie moderne Charaktere zeichnen kann.“ (Der Spiegel) CinemaxX

R

Reine Nervensache USA 1999, R: Harold Rami, D: Robert DeNiro, Billy Crystal

„Der New Yorker Mafia-Boß Paul Vitti (Robert DeNiro) hat urplötzlich unerklärliche Hemmungen bei der Ausübung seiner kriminellen Tätigkeit. Durch Zufall gerät er an einen Psychoanalytiker (Billy Crystal), von dem er sich Heilung erwartet. Das Reich der Paten und Goodfellas kollidiert in Harold Rami's Komödie mit dem Stadtneurotiker-System. Aus diesem culture clash zweier geschlossener Gesellschaften entwickelt sich konsequent der allerschönste Wahnwitz. Ein Angebot, das man nicht abschlagen kann.“ (tip) CinemaxX

S

Samurai Fiction Japan 1998, R: Hiroyyuki Nakano, D: Mitsuru Fukikoshi / Originalfassung mit Untertiteln

„Bye Bye Kurosawa“ wäre auch ein passender Titel für diesen Film gewesen, denn hier wird Abschied genommen von dem feierlichen, mystisch verbrämten Bild, das die Japaner von ihren Samurai bis jetzt pflegten. Ein Soundtrack mit Rockmusik, rasante Schnitte à la Rodriguez, und die Helden sind freche Bengel, die im Schwertkampf nur den Kick suchen. Statt edler Ritter treten hier Jugendbanden und ein supercooler nihilistischer Held auf, der wie Japans verspätete Antwort auf Marlon Brando wirkt. All das zeigt Regisseur Hiroyyuki Nakano mit viel Spaß an den extremen Anachronismen und in raffiniert stilisierten Schwarz-weiß-Bildern, die bei jedem blutigen Schwertstreich kurz rot eingefärbt wurden. Dieser Trick läuft sich zwar langsam tot, aber ansonsten bleibt „Samurai Fiction“ 111 Minuten lang eine sehr interessant erzählte Pulp-Fiction. Denn dies ist, auch wenn die Krieger noch so grimmig blicken, letztlich eine schwarze Komödie, bei der die staubtrockenen Pointen so schnell und überraschend kommen wie die Schwertstreiche eines Meisters. (hip) Kino 46

Sirga, die Löwin Frankreich 1996, R: Patrick Grandperat, D: Marthuin Sinze, Salif Keita

„Eine Geschichte zwischen Urwald und Märchen: Im afrikanischen Busch werden gleichzeitig ein Löwen- und ein Menschenbaby geboren; es dauert nicht lange, und ihre Wege kreuzen sich. Bilder der afrikanischen Steppe und des Urwaldes, die Lebensgewohnheiten des Stammes, zeigen uns ein fremdes Land und entführen in eine fremde Kultur.“ (epd-film) Schauburg, UFA-Palast, Casablanca (Ol)

T

Twilight USA 1997, R: Robert Benton, D: Paul Newmann, Gene Hackman, Susan Sarandon / Originalfassung ohne Untertitel

Originaltitel und -fassung von „Im Zwielicht“. Kurzkritik siehe dort. Kino 46

V

Verlockende Falle USA 1999, R: Jon Amiel, D: Sean Connery, Catherine Zeta-Jones

„Nach seinem Fiasko in „Schirm, Charme und Melone“ variiert Sean Connery die Rolle des schottischen Verbrechers: Er ist der alternde Kunstdieb Robert („Mac“) MacDougal, der mit der attraktiven Newcomerin Virginia („Gin“) Baker (schlangenhaft: Catherine Zeta-Jones) den ultimativen Coup plant. Beide spielen mit gezinktem Karten, umgarnen, betrügen und verführen sich, und Connery überspielt souverän den Altersunterschied. Routinier Jon Amiel liefert einen soliden Thriller ohne Überraschungen.“ (Der Spiegel) CinemaxX

W

Wild Wild West USA 1999, R: Barry Sonnenfeld, D: Will Smith, Kevin Kline, Keneth Branagh

„Dieser Film ist eine Komödien-Todeszone. Man starrt voller Unglauben auf die Leinwand, wo Szenen hinplumpsen und verenden. Der Film ist nur Konzept und kein Inhalt; die aufwendigen Spezialeffekte wirken so, als würde man zusehen, wie Geld auf der Leinwand verbrannt wird. Man weiß, daß etwas schiefgegangen sein muß, wenn eine Geschichte von zwei Westernhelden handelt und in der letzten Einstellung eine mechanische Spinne in den Sonnenuntergang reitet. Will Smith und Kevin Kline spielen Spezialagenten, die beauftragt wurden, das Verschwinden einer Handvoll von Wissenschaftlern zu untersuchen. Sie stolpern über den Plan eines Größenwahnsinigen, der die Hälfte der USA wieder an England und Spanien zurückgeben und den Rest behalten will. Der Bösewicht ist ein verrückter Wissenschaftler, der dampfbetriebene Eisen-Tarantulas baut, die im Monument Valley nicht sehr praktisch sind, aber wen kümmert das schon. Sicher niemanden in diesem Film. Smith und Kline scheinen ständig vor Rückprojektionen voneinander zu agierien. Sie tun, was verlangt ist, aber es gibt keinen Augenkontakt. Stellen Sie sich Bill Clinton und Kenneth Star als Partner in einem Wohltätigkeits-Golf-Turnier vor.“ (Roger Ebert, Chicago Sunday Times) Cinemaxx, UFA-Palast, Lichtspielhaus (Del), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)