: Uni steigt in die Produktion ein
■ Die Gewinne der privatwirtschaftlichen Universitäts-Tochter „microFAB“ sollen teure Labors für Mikrotechnologie finanzieren
Professor Josef Binder träumt in Anlehnung an die High-Tech-Schmiede im kalifornischen Silicon Valley schon vom „Weser Valley“. Gestern präsentierte er mit seinem Kollegen Wolfgang Bennecke eine Firmengründung: Die „microFAB Bremen GmbH“ will im NW1-Gebäude der Universität Chips für kleine und mittlere Unternehmen herstellen, die sich Massenproduktion nicht leisten können. Das Besondere: Alleiniger Gesellschafter der privatwirtschaftlich organisierten Firma ist die Bremer Universität.
Die mehr als 40 Millionen Mark teuren Labors des Uni-Instituts für Mikrosensoren, - aktuatoren und -systeme (IMSAS) sind bei acht Stunden Forschung täglich nicht ausgelastet, argumentieren die beiden microFAB-Geschäftsführer, die gleichzeitig als leitende Professoren am IMSAS arbeiten. Gewinne, die jetzt von den fünf Mitarbeitern der microFAB erwirtschaftet werden können, sollen in die Labors reinvestiert werden.
Damit schlägt die Uni mehrere Fliegen mit einer Klappe: Zum einen hofft man, bei teuren Modernisierungen der Anlage nicht so tief in die Tasche greifen zu müssen; die Labors sind ausgelastet; und kleinen und mittleren High-Tech-Betrieben kann geholfen werden, wenn in Kleinstauflage Chips zu vertretbaren Preisen hergestellt werden können. Für die Großen der Chip-Branche sind kleine Aufträge nämlich unrentable Peanuts.
Doch mit microFAB hat sich die Uni gleich ein ganzes Geflecht an Firmen und Firmchen ans Bein gebunden und damit indirekt auch Verantwortung für das Wohlergehen von Jungfirmen übernommen. Drei Kunden hat die microFAb bereits. Die Firma „Morcher“ läßt Chips herstellen, die zur Druckmessung im Auge implantiert werden – wichtig für die Kontrolle der Krankheit „Grüner Star“. Die Firma „Proton Mikrotechnik“ (in Gründung) will als Designer von Chips auftreten – entweder um Fremdaufträge in den Labors der microFAB durchzuführen oder um die microFAB zu beraten. Chefs sind ehemalige Studenten des IMSAS. Der derzeitige Hauptkunde aber ist die „Campus Micro Technologies“.
Zu den vier Gesellschaftern von Campus zählen ausgerechnet die beiden Professoren Binder und Bennecke. Auch die Universität hatte ob dieser Verflechtung scheinbar Bedenken – die Firmengründung von microFAB zog sich monatelang hin. Die Angst: Die beiden Professoren sind jetzt gleichzeitig Auftraggeber und Auftragnehmer. Wer macht die Preise, und wer bezahlt wie? Durch klare Regeln für Preise und Abrechnungsmodalitäten sei Mißbrauch ausgeschlossen, beruhigt ein Uni-Verantwortlicher. Für microFAB-Aktivitäten müssen die Labors von der Uni durch die microFAB gemietet werden. Die forschenden Doktoranden dürfen nicht ohne weiteres in der privatwirtschaftlichen Produktion helfen. Und auch der Chef von Campus wiegelt ab: „Die Verbindung ist so offensichtlich, daß man mit dem Klammerbeutel gepudert würde, wenn da was unsauber liefe“, sagt Breé.
So oder so wird mit der Firmengründung eine neue Ära der Hochschulfinanzierungeingeläutet. Normalerweise sind Uni-Ausgründungen gemeinnützig. Aber die microFAB ist ein rein privatwirtschaftliches Konstrukt. „Wir hatten kein Vorbild-Modell, das wir einfach abkupfern konnten“, sagt Uni-Verwalter Bennecke. Als Parallelbeispiel bieten sich am ehesten die umstrittenen Nebentätigkeiten von Medizinern in Uni-Krankenhäusern an, die mit Hilfe der Uni-Ausstattung in die eigene Tasche wirtschaften. „Aber gerade in diesem Bereich wird inzwischen wirklich genau hingeschaut, um Mißbrauch abzustellen“, sagt Benneke. cd
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