Atomschiff ausgelaufen

■ Mit Militär sichert Frankreich den Brennstäbe-Transport nach Japan

Paris (taz) – Mit Militär und Elitepolizei setzte Frankreich gestern das Demonstrationsverbot in Cherbourg durch. Die französische Gendarmerie hatte die Hafenkais besetzt, Einheiten der Marine kontrollierten das Hafenbecken, und Elitepolizisten in Zivil patrouillierten durch die Straßen der normannischen Kleinstadt. So konnte gestern der „ganz banale Transport“ – wie die französische Atomgesellschaft Cogéma die erste Mox-Brennelemente-Lieferung von Europa nach Japan bezeichnet – ungestört von Protesten an Bord der „Pacific Teal“ in See stechen. Die zahlreich angereisten AktivistInnen von Greenpeace hatten lediglich Gelegenheit, ihre Transparente zu entfalten. Den beiden Schiffen der Umweltorganisation hatte der Cherbourger Hafenkommandant sogar die Einfahrt in den Hafen verboten.

Einen Tag vor dem „ganz banalen Transport“ hatte die britische Atomgesellschaft BNFL, die ihrerseits Mox-Brennelemente auf die Seereise nach Japan schickte, eine Einfrierung der Konten von Greenpeace International erwirkt. MitarbeiterInnen von Greenpeace vermuten, daß die Konteneinfrierung im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Mox-Transporte steht. Die BFNL hatte vor Gericht erwirkt, daß Greenpeace eine Blockade der Brennstäbe-Lieferung untersagt wurde. Die britische Justiz informierte bis gestern nachmittag nicht über den Hintergrund der Maßnahme. Greenpeace versicherte gestern, die Proteste gegen Plutonium- und Mox-Transporte trotzdem fortsetzen zu wollen.

Die am Montag in Großbritanien festgenommenen sieben Greenpeace-AktivistInnen, die den Mox-Transport aus dem britischen Hafen Burrows verzögert hatten, sind wieder auf freiem Fuß. Gegen sie liegt kurioserweise weder eine Anzeige noch eine Anklage vor.

Die beiden Schiffe aus Großbritannien und Frankreich sollten sich in der vergangenen Nacht auf hoher See treffen, um gemeinsam nach Japan zu fahren. An Bord befinden sich mehrere 30-Millimeter-Kanonen sowie Polizisten der britischen Atompolizei UKAEAC. Dorothea Hahn